Patrick Krammer will schnellster Österreicher beim Vienna City Marathon werden. Mit Belastung, Qual und Schmerz kann der 30-Jährige umgehen – er ist Pfleger auf einer Covid-Station.
Ruft der Wien-Marathon, zieht es klassisch eine sehr lange Menschenschlange durch die Stadt. Dann warten Straßensperren, Tausende Schaulustige und zornige Autofahrer. Im Ziel harrt Organisator Wolfgang Konrad aufgeregt der Dinge. Am Sonntag (Start ab neun Uhr, live, ORF1) ganz besonders, weil sein „Kind“ der Pandemie wegen im Vorjahr ausgefallen war. Darum legte er auch höchsten Wert auf die Sicherheit aller Starter. Jeder ist geimpft oder getestet, ausnahmslos. Auf der Strecke werden wie immer afrikanische Läufer vornweg laufen, gefolgt von lokalen Ausnahmekönnern oder begleitet von Autos und Motorrädern. Und da ist einer mittendrin, der besondere Aufmerksamkeit verdient: Patrick Krammer, 30, aus Vösendorf.
Er ist nicht nur einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf den Gewinn der Staatsmeisterschaft, die im Rahmen des Wien-Marathons ausgetragen wird. Auch seine Lebensgeschichte bewegt, jeder Schritt erzählt ein eigenes Kapitel. Denn Krammer ist Pfleger auf der Corona-Station des LKH Mödling.
Spaß muss wehtun. Seit 2010 ist Krammer, der „das Laufen liebt“, als Leichtathlet unterwegs. Die Fußballkarriere (Wr. Neudorf, Leopoldsdorf; Landesliga) hängte er an den Nagel, als er mit der Ausbildung als Pfleger begann und Abenddienste sowie Zwölf-Stunden-Schichten anstanden. Zeitgebundenes Training war mit dem Job nicht mehr vereinbar, das Laufen hingegen die „beste Ablenkung und schönste Möglichkeit, mich zu bewegen“. Was er nicht verschweigen kann: Er läuft täglich ins LKH, und nach dem Dienst auch wieder zurück. Es sind jeweils zehn Kilometer, die zählt er allerdings nicht zu seinem Training.