Studie

Keine Ruhe für Banken

Roessler
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Österreichs Banken haben im europäischen Vergleich mehr verdient, aber ihre Kosten nicht im Griff. Sorge bereitet vor allem Italien.

Europas Banken sind bisher solide durch die Pandemie gekommen. Sie haben geholfen, die Corona-Staatshilfen zu verteilen, Kredite gestundet und an Unternehmen Überbrückungsfinanzierungen vergeben. Während sie die Finanzkrise 2008 noch mitverursacht hatten, waren sie nun daran beteiligt, die Wirtschaft vor einem tieferen Absturz zu bewahren.

Doch der wirtschaftliche Ausnahmezustand hat die strukturellen Probleme des Bankensektors nur für ein Weilchen verdeckt. Die Nullzinspolitik, hohe laufende Kosten, teure Regularien, Konkurrenz durch neue, digitalaffine Akteure und strengere Nachhaltigkeitskriterien setzen vor allem europäischen Kreditinstituten zu. In dem Zusammenhang hat die Beratungsfirma Bearingpoint die Bilanzen von 123 europäischen Geldinstituten analysiert und ist zu interessanten Ergebnissen gekommen.

Zu hohe Kosten in Österreich

So haben die meisten Banken auf die oben beschriebenen Herausforderungen überwiegend mit Sparprogrammen reagiert. Im Durchschnitt konnten sie damit ihre Kosten 2020 um vier Prozent senken. Neben den laufenden Einsparungen sind in vielen Fällen die Sachaufwände wegen der Lockdowns und niedrigeren Ausgaben im Home-Office gesunken.

Nur bei italienischen Banken sind die Kosten mit 13,2 Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Die Studienautoren erklären das mit dort laufendem Personalabbau und den damit verbundenen Abfindungen.
Sonst haben es nur Institute aus Österreich und der Schweiz nicht geschafft, ihr Geschäft günstiger zu betreiben. Die beiden Länder wurden in der Studie in einem Sample von 19 Banken zusammengefasst, daher lassen die Zahlen keine klaren Rückschlüsse auf österreichische Banken zu. Aber dass sie hierzulande schon länger damit kämpfen, effizienter zu wirtschaften, ist kein Geheimnis.

Franz Rudorfer, Bankenvertreter in der Wirtschaftskammer Österreich, erklärt die niedrigeren Einsparungen im Vergleich zu anderen Ländern damit, dass die heimischen Geldhäuser stärker in die Bekämpfung der Pandemie eingebunden waren und ihre Kunden noch intensiver betreuen mussten. „Das war mit viel Aufwand und Arbeit verbunden“, sagt Rudorfer.

Gregor Käfer

Erfreulicher sieht es hingegen bei den Erträgen aus: Banken aus Österreich und der Schweiz konnten diese im Vergleich zur europäischen Konkurrenz mit rund fünf Prozent deutlich steigern. Das dürfte vor allem auf die Profite zurückzuführen sein, die österreichische Institute mit ihren Tochterbanken in Ost- und Südosteuropa erwirtschaften.

Außerdem haben heimische Banken zu Beginn der Coronakrise sehr hohe Risikovorsorgen gebildet – und diese schrittweise wieder aufgelöst, als sich die wirtschaftliche Situation verbessert hat. Das hat sich vor allem heuer positiv auf die Quartalsergebnisse ausgewirkt. Laut der Studie sind diese Vorsorgen in Österreich und der Schweiz im vergangenen Jahr um 422 Prozent gestiegen. Der Durchschnitt lag bei 225 Prozent. Zwischen 2016 und 2019 waren diese im Schnitt noch um rund ein Drittel zurückgegangen.

Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Aus europäischer Sicht könnte die Tatsache Sorgen bereiten, dass Italien mit 164 Prozent und Spanien mit 158 Prozent am wenigsten vorgesorgt haben. Die Krise ist noch nicht ausgestanden und gerade die Banken beider Länder mussten in der Vergangenheit mit Staatshilfen aufgefangen werden. Das hat auch zur Eurokrise ab 2010 beigetragen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Europas Banken neue Ertragsquellen erschließen – und auf die richtigen Themen setzen müssen. So hat Bearingpoint berechnet, dass Banken, die gemäß ESG-Kriterien agieren, also in puncto Nachhaltigkeit gut aufgestellt sind, in den vergangenen drei Jahren sowohl beim Nettozinsertrag als auch bei den Provisionserträgen besser abgeschnitten haben als der Durchschnitt.

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