Kino

„Another Coin for the Merry-Go-Round“: Rock-Reigen mit Voodoo Jürgens

Voodoo Jürgens und Valerie Pachner (links) in „Another Coin for the Merry-Go-Round“
Voodoo Jürgens und Valerie Pachner (links) in „Another Coin for the Merry-Go-Round“ (c) Filmladen
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Im Film „Another Coin for the Merry-Go-Round“ gurkt Valerie Pachner durch (Gürtel-)Lokale. Echt, aber fad.

„Fuck Rhythm“: So kündet einer von vielen sloganhaften Sprüchen, die im Laufe von „Another Coin for the Merry-Go-Round“ unvermittelt auf der Leinwand aufpoppen. Das lässt sich durchaus programmatisch lesen, denn ein Rhythmusgefühl hat diese delirante Nachtschwärmerballade wahrlich nicht. Was eigentlich ganz gut zu ihrem Inhalt passt. Zumindest auf dem Papier.

Schließlich geht es im Langspielfilmdebüt des gebürtigen Kärntners Hannes Starz, der bisher vor allem als Musikvideomacher für heimische Indierocker aktiv war, um Subkultur-Strawanzer, die auch noch mit Anfang dreißig durch dunkle Gassen driften, bevorzugt beschickert. Oder sich beim Konzert der Thirsty Eyes im Wiener „Loft“ mit einem Wieselburger in der Hand die Seele aus dem Leib schütteln. Hauptsache nie irgendwo „ankommen“, wie es die Erzählstimme von Hauptfigur Anna (Valerie Pachner) ausdrückt. Doch wenn man jeden Tag abstürzt wie Niko (Voodoo Jürgens), steht man irgendwann nicht mehr auf.

Authentizität macht keinen Sommer

So weit, so vertraut: eine melancholische Ode an die zum Scheitern verurteilte Anpassungsverweigerung urbaner Müßiggänger, wie sie besonders das US-Kino von 1970 bis 1990 liebte – gemünzt auf hiesige (Gürtel-)Lokalkultur. Auch da wird gern viel abgehangen und herumgegurkt, ohne Sinn und Zweck, dafür mit Stil und Charme. Womit „Another Coin“ leider nur geringfügig aufwarten kann.

Fatal ist dabei weniger der müde mäandernde Handlungsfluss. Weit mehr nervt der Mangel an markanten Momenten und Figuren. Es wurde viel improvisiert. Das merkt man. Bestenfalls wirkt der Film wie eine lockere Proberaumdoku mit Gastauftritten von Szenegrößen wie Alicia Edelweiss. Schlimmstenfalls aber wie ödes Laientheater: Authentizität allein ist noch kein Spannungsgarant. Jürgens mag ein charmanter Musiker sein, als Darsteller überzeugt er hier kaum. Valerie Pachner spielt gut, doch ihre Anna bleibt (trotz Gefühlsgewitter im zweiten Filmteil) konturlos, ein Funken im atmosphärischen Vakuum. Dann doch lieber ins Rhiz als ins Kino. (and)

Ab 01.10. in österreichischen Kinos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2021)

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