Börse

Aus Daimler wird Mercedes-Benz

Der Stern bleibt das Symbol von beiden Unternehmen.
Der Stern bleibt das Symbol von beiden Unternehmen.(c) APA/AFP/THOMAS KIENZLE (THOMAS KIENZLE)
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Der Autokonzern wird am heutigen Freitag seine Aufspaltung beschließen: Aus der Lkw-Fertigung soll eine eigene Aktiengesellschaft werden, die vor Weihnachten an die Börse geht.

Es war nicht Gottlieb Daimler, nicht Wilhelm Maybach und auch nicht Carl Benz. Der Name Mercedes geht auf den Österreicher Emil Jellinek zurück, der seinen Rennwagen nach seiner Tochter, Mercédès Adrienne Ramona Manuela, nannte. 1900 firmierte die Autofabrik unter Daimler-Mercedes und 1902 wurde der Name als Warenzeichen eintragen.

Jeder kennt die Autos aus Stuttgart unter diesem Namen, die Firma, die sie fertigt, heißt allerdings Daimler. Aber nicht mehr lange: Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am heutigen Freitag wird die Aufspaltung des Konzerns beschlossen. Die Pkw- und Van-Sparte wird zur Mercedes-Benz Group AG, die Sparte Daimler Truck wird in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen.Aktien sollen noch vor Weihnachten an der Börse notiert werden (der genaue Termin ist offen). Der Name Daimler AG für die bisherige Dachgesellschaft wird Anfang kommenden Jahres ganz verschwinden.

Bei der Daimler-Trennung geht es um viel Geld: Es soll Mehrwert für die Anteilseigner geschaffen werden. Daher gibt es kaum einen Zweifel daran, dass die Aktionäre der Zerlegung zustimmen werden. Sie sollen über neue Aktien von Daimler Truck profitieren – schließlich rechnen sich Profi-Investoren aus, dass die beiden Teile an der Börse getrennt mehr wert sein werden als gemeinsam.

Topmanager um Daimler-Vorstandschef Ola Källenius werden sich heute Zeit nehmen, den „historischen Schritt“ (Aufsichtsratschef Bernd Pischetsrieder) noch einmal gründlich zu erklären. Dazu soll auch ein Wasserstoff-Lkw als eine Art Vorbote einer klimafreundlicheren Zukunft aufgefahren werden.

Bei dem Treffen, das wegen der Corona-Beschränkungen nicht in einem Saal, sondern virtuell stattfindet, dürfte es viele Fragen und Kommentare geben. Anteilseigner oder ihre Vertreter werden darauf dringen, dass der nun bald selbstständige Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck mehr Gewinn einfahren soll.

Stern bleibt

Sorgen löst Experten zufolge das verbleibende Pkw-Geschäft aus. „Die Abspaltung der Lkw-Sparte macht Daimler anfälliger für aktivistische Attacken oder Übernahmeversuche“, warnt Ingo Speich von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment.

Das glaubt auch Deutschlands „Autopapst“, Ferdinand Dudenhöffer: „Die Konjunkturen im Pkw-Markt und Truck-Geschäft sind zeitversetzt. Damit ist in schlechten Pkw-Zeiten das Truck-Geschäft eine Art Versicherung. Davon hatten die Pkw in der Vergangenheit schon öfter mal profitiert. Etwa im Jahr 2005. Damals hatte die Pkw-Sparte ein negatives EBIT, die Trucks waren mit knapp 2,1 Mrd. Euro EBIT im Plus.“ Wenn eine solche Versicherung nicht existiere, müsse härter und schneller in schwierigen Phasen gegengesteuert werden, so Dudenhöffer.

Die verbreitete Skepsis gegenüber der Zukunftsfähigkeit der Mercedes-Benz AG beruhe wohl darauf, dass sie einkleiner Player im Weltautomobilmarkt sei, meint Wirtschaftsprofessor Willi Diez. Das Lkw-Geschäft stehe hingegen auf längere Sicht nicht so schlecht da, da dessen Grundlagen berechenbar seien. „Solange gewirtschaftet wird, müssen Güter transportiert werden“, lautet das nüchterne Fazit des Experten. Die Lkw-Sparte sieht sich mit mehr als 100.000 Mitarbeitern als Weltmarktführer für Nutzfahrzeuge.

Der Stern wird bei beiden Unternehmen als wertvolles Markenzeichen weiterhin auf Pkw und Lkw zu sehen sein. Die Botschaft des Konzerns an die Anteilseigner lautet: „Der Stern ist ein Versprechen.“

(red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2021)

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