Radsport

Hölle als Schlammgrube: Colbrelli gewinnt Paris-Roubaix

Radprofis im Gatsch
Radprofis im GatschAPA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT
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Extreme Bedingungen trennten auf den Kopfsteinpflastern die Spreu vom Weizen. Der Italiener Sonny Colbrelli triumphierte.

Der Regen verwandelte die Feldwege in Schlammgruben, die Kopfsteinpflaster aus den Zeiten Napoleons brachten reihenweise Radprofis wie Begleitmotorräder zu Fall – die 118. Auflage des Frühjahrsklassikers Paris-Roubaix, coronabedingt in den Herbst verlegt, machte ihrem Beinamen „Hölle des Nordens“ alle Ehre.

Rad-Europameister Sonny Colbrelli sorgte für den ersten Sieg bei diesem Klassiker eines Italieners seit 22 Jahren. Der 31-Jährige setzte sich am Sonntag nach mehr als sechs Stunden bei seinem ersten Antreten bei diesem traditionsreichsten Eintagesrennen durch und entschied damit eines der fünf Monumente des Radsports für sich. Der Österreicher Marco Haller (Bahrain) kam mit 6:21 Min. Rückstand auf Rang 16.

Nach der 257,7 km langen dramatischen, vor allem in den ersten Stunden von Regen und vielen Stürzen beeinträchtigten Kopfsteinpflaster-Tortur verwies Colbrelli in einem packenden Schlussspurt auf der alten Betonpiste im Velodrome von Roubaix den Belgier Florian Vermeersch (Lotto Soudal) und Top-Favorit Mathieu van der Poel aus den Niederlanden (Alpecin-Fenix) auf die Plätze. Die Akteure waren bei der Zielankunft vom Wetter und den Strapazen gezeichnet.

Lang anhaltender Dauerregen, mehr als 20 Stürze - Paris-Roubaix wurde seinem berüchtigten Ruf wieder einmal voll gerecht. Das musste auch der Italiener Gianni Moscon erfahren. Nach einer langen Solofahrt schien er auf dem Weg zum Sieg. Doch 30 Kilometer vor Schluss hatte Moscon erst einen Platten, wartete auf ein neues Rad und verlor Zeit, ehe er wenig später stürzte.

Er wehrte sich lange, doch gut 17 Kilometer vor dem Ziel auf dem Carrefour de l'Arbre, einer der schwersten Kopfsteinpflasterpassagen, setzten van der Poel, Colbrelli und Vermeersch zur Attacke an. Moscon wurde Vierter. Der Klassiker war schon früh zu einem brutalen Ausscheidungsrennen geworden. Das Feld riss immer weiter auseinander - die Top-Favoriten van der Poel und Wout van Aert (BEL/Jumbo-Visma) hatten in ihrer Gruppe teils fast drei Minuten Rückstand.

Durch die 2,3 Kilometer lange Kopfsteinpflasterpassage durch den berüchtigten Wald von Arenberg kamen die Favoriten unbeschadet durch. Van der Poel wechselte 72 Kilometer sein Rad, danach machte er Druck und setzte sich von seinem Rivalen van Aert ab. Im Schlussspurt musste er sich dann aber geschlagen geben.

903 Tage mussten die Radprofis und Fans auf die 118. Auflage warten, es war die längste Pause des Rennens seit dem Zweiten Weltkrieg. 2020 war das Rennen wegen der Corona-Pandemie ganz ausgefallen, in diesem Jahr musste der eigentliche Frühjahrsklassiker wegen der Virus-Verbreitung in den Herbst verlegt werden.

(APA/dpa)

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