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Medizin-Nobelpreis für Forschung zum Hitze- und Berührungsempfinden

(c) APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
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Es dürfte zu früh gewesen sein für die Forscher hinter dem Impfstoffe gegen das Coronavirus. Der Preis geht an den US-Forscher David Julius und den im Libanon geborenen Ardem Patapoutian.

Die Nobelpreis-Woche ist eröffnet. Am Montag gab das Komitee in Stockholm bekannt, wer den Nobelpreis für Physiologie bzw. Medizin bekommt: Der US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian aus dem Libanon. Sie werden für ihre für ihre Entdeckungen der menschlichen Rezeptoren für Temperatur- und Berührungsempfinden ausgezeichnet. Die Dotierung beträgt 10 Millionen Kronen (985.000 Euro).

Verbindungen zwischen Sinnen und Umwelt

Die Entdeckungen „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte diejenigen Nervenimpulse auslösen, die es uns möglich machen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen", hieß es vom Komitee. Die Ergebnisse der Forschung würden genutzt, um Behandlungen für eine Reihe von Krankheiten zu entwickeln, darunter chronische Schmerzen.

Julius nutzte Capsaicin, eine scharfe Verbindung aus Chilischoten, die ein brennendes Gefühl hervorruft, um einen Sensor in den Nervenenden der Haut zu identifizieren, der auf Hitze reagiert. Patapoutian, der wie Julius in Kalifornien forscht, entdeckte mithilfe druckempfindlicher Zellen eine neue Klasse von Sensoren, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren.

Noch kein Preis für mRNA-Impfstoff-Forschung

Im Vorfeld war naheliegenderweise darüber spekuliert worden, ob es schon an der Zeit sei, die Forscher hinter dem Impfstoffe gegen das Coronavirus zu ehren. Also die jahrzehntelange Arbeit, die die Herstellung von Impfstoffen mithilfe der sogenannten Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) ermöglicht haben. Es war ganz offenbar zu früh.

In Alfred Nobels Testament war zwar festgelegt, dass die Preise an diejenigen gehen sollten, die der Menschheit "während des vorangegangenen Jahres" gedient hatten. Seit dem Beginn der Preisverleihung im Jahr 1901 war das aber nicht unbedingt der ausschlaggebende Punkt. Es dauert oft lange, bis die wahre Wirkung von Entdeckungen bekannt wird, und die Zahl der würdigen Preisträger wächst. Deshalb werden oft Arbeiten ausgezeichnet, die mehrere Jahrzehnte alt sind. John Goodenough zum Beispiel wurde 2019 mit 97 Jahren der älteste Nobelpreisträger. Mit 99 Jahren ist er nun der älteste lebende Nobelpreisträger.

Am Dienstag erfolgt die Verkündung des Preisträgers für Physik, die Tage darauf die Auszeichnungen für Chemie, Literatur und Frieden und am Montag kommende Woche jene für Wirtschaftswissenschaften. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Die Nobelpreisträgerinnen und -träger werden ihre Auszeichnungen wegen der anhaltenden Pandemie heuer wieder in ihren Heimatländern - statt in Stockholm - bekommen.

Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre

Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging einst an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie. Die Preisträger der vergangenen Jahre waren:

2020: Die Forscher Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) wurden für ihre Beiträge zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus ausgezeichnet. Dadurch kann Hepatitis-C in sehr vielen Fällen geheilt werden, laut Juroren wurden Millionen Leben gerettet.

2019: Die US-Zellforscher William Kaelin und Gregg Semenza und ihr britischer Kollege Peter Ratcliffe erhielten den Preis für ihre Entdeckungen zu der Frage, wie Zellen unterschiedliche Sauerstoffmengen messen und sich daran anpassen können.

2018: Der US-Forscher James Allison und der japanische Wissenschafter Tasuku Honjo teilen sich den Nobelpreis für Physiologie und Medizin in Anerkennung ihrer Entdeckungen über Immuncheckpoints, die zur modernen Immuntherapie gegen Krebserkrankungen führten.

2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der biologischen "Inneren Uhr" von Organismen.

2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System für Proteine in Zellen entschlüsselt hat.

2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoff Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Großbritannien) für die Entdeckung grundlegender Strukturen des Orientierungssinns des Menschen.

2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.

2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den Embryonalzellen.

2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.

(red.)

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