Bayern

Ehemaliger KZ-Wächter während Ermittlungen gestorben

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Die Ermittlungen gegen einen früheren Wachmann des Lagers Flossenbürg im Bayrischen Wald wurden eingestellt. Dort waren unter anderem auch Leopold Figl und Kurt Schuschnigg inhaftiert.

Die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Wachmann im Nazi-Konzentrationslager Flossenbürg (Bayern) sind eingestellt worden. Der Beschuldigte sei kürzlich im Alter von 96 Jahren gestorben, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden in der Oberpfalz am Freitag mit. Gegen den Mann war wegen Beihilfe zum Mord ermittelt worden. Er hatte zuletzt in der Region Unterfranken gelebt, diese liegt zwischen Frankfurt (Hessen) und Bamberg (Bayern), Hauptstadt ist Würzburg.

Die Details seiner Dienstzeit in dem KZ seien oft unklar, hätten in dem Verfahren aber auch geklärt werden sollen, hieß es. Es gebe nunmehr keine weiteren Ermittlungen gegen einen Bediensteten des Flossenbürger Lagers, sagte der Justizsprecher; die betreffende Person sei der letzte noch lebende und bekannte Wächter oder sonstige Mitarbeiter in dem KZ gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Justiz generell wegen möglicher Nazi-Straftaten aus jener Ära gegen weitere Personen ermitteln werde, nehme wegen des hohen Alters der wenigen noch lebenden Verdächtigen auch rasant ab.

In Flossenbürg im Bayrischen Wald östlich von Nürnberg, hart an der Grenze zum heutigen Tschechien, waren unter der Herrschaft der NSDAP gesamt rund 100.000 Menschen inhaftiert, großteils aus Polen, der Sowjetunion, Ungarn und Deutschland. Sie wurden zumeist für Zwangsarbeit eingesetzt, etwa bei der Baustofferzeugung, ab 1943 wurden auch Jagdflugzeuge gebaut.

Kleinman Family Foundation, Toronto/bonhoeffer-initiative.com

Tausende Menschen starben dabei, zudem führten SS-Wacheinheiten zwischendurch systematische Mordwellen durch. Bei der Räumung des Lagers im April 1945 wurden die verbliebenen Insassen auf Todesmärsche geschickt, wobei mindestens 7000 von ihnen umkamen. Letztlich befreiten US-Truppen das Lager am 23. April und fanden noch etwa 1500 Überlebende vor, von denen in den Folgetagen noch etwa 300 starben. Gesamt sollen mindestens 30.000 Häftlinge gestorben sein.

Weiterer Prozess gegen Hundertjährigen in Brandenburg

Zu den bekanntesten Insassen des KZ gehörten der deutsche Admiral und Militärgeheimdienstchef Wilhelm Canaris, der im Widerstand gegen Hitler mitwirkte (hingerichtet Anfang April 1945); der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (hingerichtet Anfang April 1945); Josef Müller, Abgeordneter der Bayerischen Volkspartei und nach 1945 erster Chef der CSU; und die österreichischen Politiker Leopold Figl (1945-53 erster Bundeskanzler) sowie Kurt von Schuschnigg, 1934-38 letzter Kanzler der Ersten Republik.

Im brandenburgischen Neuruppin läuft derzeit unter großer internationaler Beachtung ein Prozess gegen einen 100 Jahre alten Wachmann des ehemaligen Konzentrationslagers in Sachsenhausen. Ihm wird Beihilfe zum Mord in mehr als 3500 Fällen vorgeworfen. Am Freitag bestritt der Mann die Vorwürfe der Anklage und verweigerte weitere Aussagen dazu. Er habe das Lager dort nicht einmal gekannt.

(APA/DPA)

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