Würdigung

Nobelpreis für die Lehren aus der Wirklichkeit

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Cuban Refugees Aboard BoatBettmann Archive
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Drei in den USA tätige Ökonomen erhielten den Wirtschafts-Nobelpreis für ihre Arbeit im Bereich „natürlicher Experimente“.

Wien. Die Coronapandemie und die damit verbundene Suche nach den Impfstoffen hat die Arbeit von Wissenschaftlern in der medizinischen Forschung in den vergangenen Monaten wieder eindrücklich in Erinnerung gerufen: Um zu testen, wie sich ein potenzieller Wirkstoff verhält, wird dieser einer Testgruppe verabreicht und die Ergebnisse dann mit einer Kontroll-gruppe verglichen. Eine Vorgangsweise, die auch bei ökonomischen Fragestellungen mitunter angewendet werden kann – etwa der Verhaltensökonomie, die beispielsweise untersucht, unter welchen Umständen Menschen bereit sind, zur Verfügung gestelltes Geld zu teilen.

Geht es jedoch um große gesellschaftliche Fragen, stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen. So ist es etwa unmöglich, den Zusammenhang zwischen der Bildungsdauer und dem Einkommen im späteren Leben mittels eigens dafür definierter Gruppen zu überprüfen, da es rechtlich nicht möglich und auch ethisch nicht vertretbar wäre, Menschen vorzugeben, wie lang sie im Bildungssystem bleiben dürfen. Daher gingen Ökonomen Anfang der 1990er-Jahre dazu über, sogenannte natürliche Experimente zu suchen. Das sind Situationen, in denen etwa aufgrund regional unterschiedlicher Gesetze in der Wirklichkeit Test- und Kontrollgruppen entstehen, die verglichen werden können. Für ihre Arbeit in diesem Gebiet erhielten die an US-Universitäten tätigen Ökonomen David Card sowie Joshua Angrist und Guido Imbens am Montag den Alfred Nobel gewidmeten Preis der Schwedischen Reichsbank vulgo Wirtschafts-Nobelpreis.

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