Mitreden

Geimpft oder nicht geimpft: Ist das in Ihrem Alltag ein Thema?

Geimpft oder nichtgeimpft? Diese Frage stellt sich nicht nur bei Lokal- oder Veranstaltungsbesuchen, sondern oft auch bei persönlichen Begegnungen. Wie gespalten erleben Sie die Gesellschaft? Diskutieren Sie mit!

Sogar das Debatten-Thema Nummer eins wurde zuletzt ganz von der türkisen Krise überschattet. Doch im Alltag begleitet viele die Frage „geimpft oder nichtgeimpft?“ weiterhin. Dabei geht es oft um mehr, als nur um den Zutritt zu einer Veranstaltung. Das Thema führt auch zu Spannungen oder im schlimmsten Fall zum Kontaktabbruch im persönlichen Umfeld: Im Freundeskreis, unter Nachbarn, am Arbeitsplatz oder in der Schule. Auch wenn es unter den meisten Schülerinnen und Schülern kein großes Thema sein dürfte, gibt es auch Geschichten wie diese: Eine HAK-Lehrerin in Oberösterreich wurde von ihren Schülern per Handy aufgenommen, als sie diese in mehr als despektierlichem Ton zur Impfung drängte. Wer sich nicht impfen lasse, sei ein „Dodl“, hörte man sie schimpfen. Auf der anderen Seite gibt es Eltern, die ihre Kinder wegen der Coronakrise aus der Schule genommen haben. Auch ihnen wird eine Spaltung der Gesellschaft vorgeworfen.

Das Gerede von der „tief gespaltenen Gesellschaft“ sei oft verfehlt, meint Gastkommentator Thomas Jakl. Beim Thema Impfverweigerung sieht er es allerdings etwas anders: „Obwohl es einen noch nie dagewesenen Konsens durch alle seriösen Fraktionen der Gesellschaft in Bezug auf die eindeutig abgesicherte Haltung gibt, dass die Pandemie nur durch eine substanzielle Erhöhung der Impfrate überwunden werden kann, lehnt ein erschreckend großer Teil von Menschen, die sich impfen lassen könnten, diesen Schritt ab. [...] Diese Gruppe stellt infrage, dass Entscheidungen von gesellschaftlicher Relevanz auf Basis gesicherter, evidenzbasierter Faktenlage zu treffen sind. Sie entstellt das hohe Gut der Meinungsfreiheit und stülpt ihm durch das Negieren der Realität die hässliche Larve der Narrenfreiheit über."

Anders sieht es der deutsche Philosoph Matthias Burchardt in einem „Presse"-Interview, das zu kontroversen Debatten führte. Er sagte unter anderem: „Ich finde es ethisch und politisch fatal, wenn am öffentlichen Leben nur mehr teilnehmen darf, wer eine invasive Maßnahme an seinem Körper durchführen lässt. Ungeimpfte gefährden nur sich und Ihresgleichen. Die Gefahr, dass sie einen Geimpften tödlich anstecken, ist extrem gering. Solche allgemeinen Lebensrisken sind bisher durch die Krankenversicherung abdeckt. Wenn man das Solidarprinzip hier durch Zwang ersetzt – wo geht es dann weiter? Bei der Grippewelle im Winter? Bei den Skifahrern, den Rauchern?"

Feuilleton-Redakteurin Anne-Catherine Simon schrieb in ihrer Kolumne „Einspruch“ , Nichtgeimpfte würden unter einem massiven Rechtfertigungsdruck stehen. Auch wenn die Impfung sehr wichtig sei, wolle sie daher nicht (etwa durch unterschiedliche Regelungen bei den FFP2-Masken) ihren Mitmenschen „beim Einkaufen oder im Theater ansehen, ob sie geimpft sind oder nicht.“

Spectrum-Leiterin Bettina Steiner berichtet unterdessen in der Kolumne „Am Herd“ über ein persönliches Zusammentreffen mit einer Ungeimpften: „Und als sie das erzählt, verschiebe ich den Stuhl, ich lehne mich zurück, bringe noch ein paar Zentimeter zwischen uns. Nicht nur räumlich rücke ich ab“, schreibt Steiner. Und weiter: „Das nächste Mal treffen wir uns per Zoom."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wie gehen Sie in Ihrem Alltag mit dem Thema Corona-Impfung um? Wollen Sie wissen, wer geimpft ist und wer nicht? Gibt es einen Einfluss auf Ihre persönlichen Beziehungen, ihr Verhalten am Arbeitsplatz? Und: Ist die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen trotz allem eine höchstpersönliche?

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