Corona-Maßnahmen

Der „Super-Impf-Samstag“ in Neuseeland

Neuseeland und Australien hinkten lang beim Impfen hinterher. Jetzt holen sie auf.
Neuseeland und Australien hinkten lang beim Impfen hinterher. Jetzt holen sie auf. APA/AFP/WILLIAM WEST
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100.000 Stiche pro Tag. Die Corona-Delta-Variante brachte im August Neuseelands Null-Covid-Strategie zum Einsturz. Man stieg auf eine Impf-Offensive um, die nun den Höhepunkt erreicht. Womöglich gehen auch die Grenzen früher als geplant auf.

Der südpazifische Inselstaat war lang ein Musterschüler der Pandemie: Dank leicht schließbarer Grenzen und harter Zero-Covid-Strategie, die schon auf einzelne Coronafälle mit Lockdowns reagierte, zählte Neuseeland bisher weniger als 5000 Infektionen und „nur“ 28 Todesopfer. Doch so wurde das Commonwealth-Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern beim Impfen nachlässig – und letztlich eines der langsamsten westlichen Länder bei Start und Umsetzung der Kampagne.

Das Erscheinen der hochinfektiösen Delta-Variante im August erzwang ein Umdenken. So musste die Labour-Regierung von Jacinda Ardern von der Zero-Strategie abweichen und auf eine sozial sanftere „Unterdrückungsstrategie“ setzen; zudem war klar, dass man mehr impfen muss. Nun sind über 80 Prozent der Bewohner ab zwölf Jahren zumindest einmal geimpft, etwa 62 Prozent doppelt (entspricht etwa 53 Prozent der Gesamtbevölkerung. Vergleich Österreich: ca. 61 Prozent). Diese Zahlen verteilen sich ungleichmäßig: Während in der größten Stadt, Auckland, wo der Covid-Ausbruch primär umgeht, überdurchschnittlich viele geimpft sind, hinken manch ländliche Räume und Gemeinden der Ureinwohner, der Maori, nach.

Impfen an jeder Ecke

Also gibt es heute einen „Super-Impf-Samstag“ mit einer Großoffensive. Premierministerin Ardern erhofft sich mindestens 100.000 Impfungen und will den jetzigen Tagesrekord (gut 93.000) schlagen, wie sie jüngst sagte. Dafür sind viele Aktionen geplant. Die Fluglinie Air New Zealand etwa, die so wie die australische Qantas künftig nur Geimpfte zulässt, stellt auf dem Flughafen Auckland eine Boeing 787 Dreamliner als Impfstation ab. Man bekommt darin eine Jause, in der Businessclass die Nadel, einen speziellen Boardingpass und darf an einer Flughafenführung teilnehmen. Breitenwirksamer sind „Impfmobile“, Wohnmobile, die durch das Land fahren und allerorts die Impfung anbieten. Die Behörde für Naturschutz stellt Geländewagen und Boote bereit, um Leute in abgelegenen Gebieten zu immunisieren. Das wird auch forciert in Arztpraxen, Apotheken, Marae (Versammlungsorten der Maori), Kirchen, Moscheen, Gemeindezentren und Drive-through-Zentren angeboten.

Der „Vaxathon“, live im TV

Impfmöglichkeiten wird es also an jeder Ecke geben. Der achtstündige „Vaxathon“ (Wortschöpfung aus „Vaccination“ und „Marathon“), der zu Mittag startet, wird im TV übertragen. Eine Anzeigetafel zeigt, welche Orte und Regionen beim Impfen in Führung liegen, und soll so den Wettlauf anheizen.

Chris Hipkins, der für den Kampf gegen Corona abgestellte Minister, weckte inzwischen Hoffnung auf Lockerung der Grenzsperren. Man erwäge die baldige Kürzung oder Abschaffung des 14-tägigen Aufenthalts in Quarantänehotels nach der Einreise. Es sei ja „unwahrscheinlich, dass wir auf null Fälle kommen“. Bisher ist eine allmähliche Öffnung für 2022 geplant; ihr würde ein Versuch mit Geschäftsreisenden vorangehen, die sich nach der Rückkehr aus dem Ausland zu Hause isolieren. Die Erkenntnisse daraus würden auf Geimpfte angewendet werden, die aus sonstigen Motiven ins Ausland wollen. Auch die Öffnung für Ausländer ist bisher für 2022 geplant, teils mit, teils ohne Quarantäne.

Teilöffnung in Australien

In Australien bewirkte die Einsicht, dass das Virus weiter zirkulieren wird, bereits eine partielle Öffnung ab 1. November. Sie betrifft den Staat New South Wales mit Sydney und gilt vorerst für Australier sowie sonstige Menschen mit Aufenthaltsrecht im Land. Für sie entfällt die Quarantäne. Eine Öffnung für Touristen ist noch unabsehbar. Der Premierminister von New South Wales, Dominic Perrottet, drängt sehr darauf: „Wir müssen uns wieder der Welt anschließen. Wir können nicht in einem Einsiedler-Königreich leben.“
Australien ist wie Neuseeland seit eineinhalb Jahren großteils isoliert. Die Hauptstadt Canberra beendete am Freitag einen seit zwei Monaten geltenden Lockdown.

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