Start-ups

„Es ist einfacher, als man denkt“

(C) Fabry
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Cornelia Habacher von Rebel Meat wurde für ihre Produktideen ausgezeichnet: Sie kombiniert regional produziertes Bio-Fleisch mit Bio-Kräuterseitlingen.

Keine Sorge, sie wolle niemandem das Fleisch wegnehmen, sagt Cornelia Habacher. Aber: „Ein bis zwei Tage pro Woche sollte man sich vegetarisch ernähren.“ Und auch in dieser Hinsicht beruhigt sie: „Es ist einfacher, als man denkt.“

Bei der Austria-Gala erhielt sie die Auszeichnung in der Kategorie Start-ups überreicht von Wiens Finanz- und Wirtschafts-Stadtrat, Peter Hanke. Dieser hatte zuvor die enorme Pionierleistung der Entrepreneure gewürdigt: Einerseits wegen der vielen Ideen, die entstehen. Anderseits wegen der Wirtschaftsleistung. Die mehr als 1400 Unternehmen, die allein in Wien pro Jahr entstehen, beschäftigten rund 20.000 Menschen. Und: 80 Prozent der Start-up-Gründungen würden erfolgreich laufen. So wie die Start-ups der beiden weiteren Nominierten in dieser Austria-Kategorie: Elisabeth Dokalik-Jonak hat mit ihrem Team ein digitales Therapietool entwickelt, mit dem Demenzkranke und Schlaganfallpatienten Sprache wieder erlernen können. Und die beiden Gründer von Kaleido.ai, die Softwarespezialisten David Fankhauser und Benjamin Grössing, entwickeln Anwendungen, mit bei denen Bild- und Videobearbeitung auf Basis von künstlicher Intelligenz passiert.

Gesünder und ökologischer

Cornelia Habacher hat gemeinsam mit Co-Gründer Philipp Stangl unter der Marke Rebel Meat bereits mehrere Produkte als Kombination aus Bio-Rindfleisch und Bio-Kräuterseitlingen – alles aus regionaler Produktion – auf den Markt gebracht. Die Idee, sich mit alternativen Nahrungsmitteln auseinanderzusetzen, kam der promovierten Biochemikerin, die aus Dietach in der Nähe von Steyr stammt, während ihres Postdoc in der Schweiz, als sie die Zahlen verglich: Jede Woche werden in Österreich pro Kopf 1200 Gramm Fleisch gegessen. Aus gesundheitlichen Gründen empfehlenswert hingegen sind lediglich 300 Gramm. Zu den gesundheitlichen kommen ökologische Gründe, den Fleischkonsum zu reduzieren: Die hohe Nachfrage lässt sich nur mit Fleischimporten befriedigen. Fleisch, das anderswo fehlt, in den Exportländern zu großflächigen Rodungen und zur Unterernährung führt.

»Wir wollen niemandem das Fleisch wegnehmen. Aber den Fleischkonsum reduzieren. Ein bis zwei Tage pro Woche sollte man sich schon vegetarisch ernähren.«

Cornelia Habacher, Rebel Meat

Ernährung, erkannte sie rasch, ist ein Schlüssel, diese Probleme anzupacken. Bei der Recherche lernte sie über einen Freund ihren jetzigen Geschäftspartner Philipp Stangl kennen. Mit den Fleischersatzprodukten, die zu dieser Zeit auf dem Markt waren, wurden aber beide nicht glücklich. Diese waren meist hoch verarbeitet, enthielten viele Zusatzstoffe und waren zudem selten bio. „Wir wollten Fleisch so produzieren, dass es glücklich macht. So, dass man den Fleischkonsum reduzieren kann, aber geschmacklich nicht auf Fleisch verzichten muss“, sagt Habacher.Weil rein pflanzliche Produkte geschmacklich nicht entsprachen und die Entwicklung von In-vitro-Fleisch zu aufwendig gewesen wäre, experimentierten sie mit der Mischung von Fleisch und pflanzlichen Zutaten. Ein Jahr lang tüftelten sie in der privaten Küche. Anfangs mit Sojagranulat, später mit Champignons und Shiitake-Pilzen, ehe sie auf die Kräuterseitlinge stießen. Aber, sagt sie, „wir mischen nicht einfach nur. Es steckt viel Wissenschaft dahinter.“

Im Sommer 2019 gründeten sie mit Wolfgang Haidinger das Unternehmen Rebel Meat. Ihre Produkte: Burger-Patties, Bratwürste und Faschiertes jeweils zur Hälfte aus Bio-Rindfleisch aus Ober- und Niederösterreich und Kräuterseitlingen aus dem Marchfeld. Das neueste Produkt sind Käsekrainer: „In den 1960er-Jahren in Oberösterreich erfunden, 2021 von uns neu interpretiert. Das freut mich als Oberösterreicherin“, sagt die 33-Jährige. Entwickelt werden die Produkte von einem achtköpfigen Team in Wien, das heuer, am 11. November, eine weitere Neuheit auf dem Markt präsentieren wird: auf Kinder zugeschnittene Produkte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2021)

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