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Bargeld als solider Wertespeicher

Bargeld bleibt das Hauptzahlmittel im täglichen Leben.
Bargeld bleibt das Hauptzahlmittel im täglichen Leben. (c) Andreas Balon
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Die Bargeld-Verwendung hat sich auf altem Niveau stabilisiert. Als Anlageform für die Vorsorge sollte man aber auch über andere Formen wie Gold nachdenken.

Liquidität ist für uns alle ein wichtiges Thema. Rasch Geld zur Hand zu haben, wenn unvorhergesehene Ausgaben auf uns zu kommen, macht unseren Spielraum größer und ist ein gutes Ruhekissen. Viele Experten empfehlen circa drei Monatsgehälter als „Notgroschen“ vorrätig zu haben. Kein Wunder, das zwei Drittel des im Umlauf befindlich befindlichen Bargeldes als Wertespeicher genutzt wird. Aber ist in Zeiten von Niedrigzinsen Bargeld die allerbeste Variante für Liquidität vorzusorgen. Eignet sich etwa Gold noch besser?
Wir haben dazu mit dem Generaldirektor der Münze Österreich AG Gerhard Starsich gesprochen, dessen Unternehmen Am Heumarkt, im Zentrum Wiens sowohl die Euromünzen als auch eine der beliebtesten Anlagemünzen der Welt, den Wiener Philharmoniker herstellt.

Ist Gold der Gewinner und der Euro der Verlierer?

Gerhard Starsich: Die Hinweise und Warnungen vor der Bargeld- Verwendung im ersten Lockdown haben sich im Nachhinein als Irrtum herausgestellt. In den ersten beiden Quartalen 2020 lag die Bargeld-Verwendung sogar 20 bis 30 Prozent deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Herbst 2020 war der Bargeld-Umlauf aber fast schon wieder auf dem alten Niveau und wir sehen mit Steigerung der Impfraten und der langsamen Rückkehr in unsere gewohnte Welt eine hohe Nachfrage nach Bargeld. Die WHO oder auch Professor Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, haben mit deren Untersuchungen bestätigt, dass Bargeld kein Überträger des Corona-Virus ist. Die Warnungen vor Bargeld sind schon fast vergessen.

Weshalb wird denn Bargeld immer wieder zur Diskussion gestellt?

Ich denke, dass es ganz praktisch ist, möglichst genau das Verhalten seiner Kunden zu kennen, zu wissen, wer was möchte. Das ist durchaus legitim und eine gute Kenntnislage des Kundeninteresses wird wohl jeder gute Kaufmann schätzen. Die Frage ist nur, wie weit gehe ich und welche Instrumente setze ich ein? Manche fürchten, ein nahezu gläserner Mensch zu werden und keine Kontrolle mehr zu haben, welche Informationen er über seine Vorlieben, sein Kaufverhalten, seine Interessen aus der Hand gibt. Digitale Zahlungsmittel helfen ungemein, ein sehr gutes Profil über jeden Einzelnen von uns zu erstellen. Mein Leben mag nicht außergewöhnlich sein und ich begehe kein Unrecht oder plane das perfekte Verbrechen, trotzdem muss doch nicht jeder meiner Schritte nachvollziehbar sein, denken sich viele.

Wird Bargeld immer neben anderen Zahlungsmitteln existieren oder sehen Sie schon gar das Ende heraufdräuen?

Die Österreicherinnen und Österreicher bestätigen in allen Umfragen, dass sie sich die Wahl ihres Zahlungsmittels nicht nehmen lassen wollen. Aber natürlich, mit Zunahme des Online-Handels kommt auch die Verwendung des Bargeldes unter Druck. Dennoch denken wir, dass es nur fair ist, den Menschen die Wahl zu lassen. Immerhin sagen 79 Prozent ja zu Bargeld. Bargeld hat sich in den letzten Jahrzehnten weitgehend im Gleichklang mit dem nominellen BIP entwickelt. Da der Zahlungsverkehr in den letzten Jahren insgesamt starke Wachstumszahlen aufweist, ist ein Nebeneinander von Bargeld und digitalen Zahlungsmitteln wünschenswert. Es liegt wohl auch an der Höhe der Beträge und am Standort, an dem man seine Geschäfte abschließt, welches Bezahlsystem den Vorzug bekommt. In einigen Bereichen wurde Bargeld in unserem Zahlungsverkehr ersetzt. Das Lohnsackerl wird schon längst nicht mehr ausgehändigt und auch der Vermieter klopft nicht an, um den Mietzins abzuholen. Wenngleich sich unser System immer mehr ausdifferenziert hat, hat Bargeld eine wesentliche Rolle beibehalten. Aus Konsument:innensicht ist es wünschenswert, den zeitlichen Aufwand beim Zahlungsvorgang am Point of Sale möglichst gering zu halten. Im täglichen Geldleben des Einzelnen scheint die Regel zu gelten: Je kleiner die Beträge, desto eher wird bar bezahlt.

Die Münze Österreich AG scheint der Spezialist für Wertespeicher der Österreicher:innen zu sein, erfüllen Gold und Bargeld hier eine ähnliche Funktion?

So könnte man es sehen, zwei Drittel des Bargelds dient als Wertespeicher, als ständig verfügbares und sicher eingeschätztes Investment. Das geringere Risiko, die hohe Liquidität und die einfache Handhabung sprechen offenbar für Bargeld als Wertespeicher. Damit spielt Bargeld auch eine wesentliche Rolle im Veranlagungsmanagement einer breiten Bevölkerungsschicht. Auch weniger vermögende Personen nutzen dieses Instrument zum Aufbau von Werten und da Bargeld gleichzeitig Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel ist, besitzt es maximale Liquidität und kann unmittelbar – ohne zusätzliche Kosten oder Risiko – zum sofortigen Konsum verwendet werden.

Gold oder Geld?

Wer für seine Pension vorsorgen oder für sein Enkelkind regelmäßig etwas auf die Seite legen will, wird vielleicht eher regelmäßig eine Goldmünze ankaufen, denn hier geht es um längerfristiges Investment, das unangetastet eine Weile wachsen soll. Für den persönlichen Notgroschen ist Bares unter Umständen von Vorteil, aber am besten ist es, man lässt sich von den Experten seines Vertrauens, bei seiner Bank zum Beispiel beraten, denn der Spruch „nicht alle Eier in einem Korb zu lagern“ hat viel für sich. Fürs Enkelkind haben wir übrigens eine schöne Holzschatulle mit 18 Vertiefungen für 18 Wiener Philharmoniker in verschiedenen Größen in Gold, Silber oder Platin. Damit kann man einem jungen Menschen ein schönes Startkapital ermöglichen.

Wie kommt man zu Vermögen?

Den Umgang mit Geld muss man erlernen, denn nur so wird man sich etwas aufbauen können. Bargeld kommt hier eine ganz wichtige Funktion zu. Bargeld ist konkret und man lernt offenbar den Umgang besser, wenn man etwas physisch aus der Hand gibt. Je näher der Zeitpunkt des Konsums und der Zahlung sind, desto stärker wird uns Menschen bewusst, was wir hier tun. Sicherheit beim Geldausgeben zu erwerben ist ungemein wichtig, denn wir sehen, wie viele junge Menschen sich verschulden.
Wer aber z.B. EUR 100.000,- ansparen will, dem hätte eine Veranlagung in Gold in den letzten Jahren sicher geholfen. Von Anfang der 2000er- bis Anfang der 2010er-Jahre stieg der Goldpreis stark an. Zum damaligen Hoch lag der Preis bei rund EUR 1300 pro Feinunze. (Eine Feinunze ist die übliche Maßeinheit für Gold und ist umgerechnet etwa 31,1 Gramm.) Im August 2020 hat er ein neues Allzeithoch von fast USD 2000,- erreicht, derzeit steht er bei fast USD 1800,. Aber natürlich können wir alle künftige Entwicklungen nicht voraussehen und auch Gold ist volatil, wenngleich eine längerfristiger Kaufkrafterhalt historisch nachprüfbar ist.

WARUM BARES WAHRES IST

Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich AG: „Wer bewusst einkauft, wer zu regionalen Lebensmitteln greift, weil ihm die eigene Gesundheit und das Wohlergehen der heimischen Produzenten wichtig ist, ist eingeladen, sich auch darüber Gedanken zu machen, wie er bezahlt. Ob mit Karte oder Bargeld, das ist nicht egal!“

Kommzerzialrat Hans K. Reisch, SPAR Finanzvorstand: „Der Anteil der Kartenzahlungen ist im Lebensmittelhandel seit Beginn der Corona-Pandemie zwar von 30 Prozent auf 50 Prozent gestiegen, jedoch werden nach wie vor die Hälfte der Einkäufe bar bezahlt. Das ist auch gut so. Wir unterstützen dies gerne und werden auch weiterhin auf jeden Fall unserer Kundschaft Bargeldzahlungen anbieten.“

Rainer Trefelik, Bundesspartenobmann der Bundessparte Handel, Wirtschaftskammer Österreich: „Dem Konsumenten sollten beim Bezahlen alle Möglichkeiten offenstehen. Neben der Kartenzahlung spielt Bargeld nach wie vor eine wichtige Rolle. Der Kunde steht im Handel im Mittelpunkt und so lange der Konsument mit Bargeld zahlen will, werden die Handelsunternehmen diese Form der Zahlung sehr gerne akzeptieren.“

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