Lokalkritik

Testessen in den Schakko Gaststätten

Die Schakko Gaststätten befinden sich in einem drei TRIIIple-Tower.
Die Schakko Gaststätten befinden sich in einem drei TRIIIple-Tower.Christine Pichler
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Ein edles Restaurant mit Arlberg-Connection in einem neuen Hochhaus fern der City? Das kann nicht Wien sein, oder? Zum Glück doch.

Woran erkennt man eine kleine Weltstadt? Etwa an der hohen Anzahl der Eröffnungen interessanter Lokale. Oder an der Anzahl an Wohn- und Stadtvierteln, die man nicht kennt, da sie gerade erbaut wurden. Demnach ist Wien also eine. Vor zwei Wochen wurde das Restaurant Schakko in einem der drei TrIIIple-Tower am sich mausernden Erdberger Gelände eröffnet.

Den Namen muss man nicht verstehen, Schakko ist nur der Spitzname des Chefs, und man merkt ihn sich leicht. Christian Schadl heißt der Gastronom mit bürgerlichem Namen, gemeinsam mit seiner Frau Simone übersiedelte er vom Arlberg nach Wien. Simone Schadl kommt aus einer Hoteliersfamilie. Schakko Schadl war als Restaurantleiter und Sommelier im Arlberg Hospiz Hotel, das für seine Bordeaux-Sammlung berühmt ist. Ein paar nahm er dem Vernehmen nach mit oder kaufte nach, wie der kleine Wein-salon beweist. Gemeinsam schufen sich die Schadls ein äußerst elegantes, formschönes Restaurant. Neohospiz-Betreiber und Tower-Bauherr Erwin Soravia dürfte wohl auch unterstützend gewesen sein: Belebung des Viertels durch anspruchsvolle Gastronomie sollte im Interesse jedes Immobilienentwicklers sein.

Aber kommen wir zum Wichtigsten, die Küche lief schon nach zehn Tagen Probebetrieb fast zur Perfektion an. Das Team am Herd spielt eindeutig mit dem Thema Österreich, neben Beef-Tatar-Klassikern wagt man etwa wirklich witzige Kombinationen, die großartig schmecken: Der Karfiol wird hier nicht im Tel-Aviv-Style geflämmt, sondern gebacken und mit schmelzendem Räucherkäse serviert. Ziemlich genial. Der gebeizte Saibling wird von Quitte schön säuerlich begleitet, die scharf angebratenen Jakobsmuscheln von leichter Habanero-Schärfe. Die Rindsbackerln sind mürbe, aber nicht  — wie manchmal schon erlebt — zu Mousse gekocht. Wirklich empfehlenswert, aber ein bisschen politisch inkorrekt ist der sogenannte Schakko-Zwiebel-Rost, ein geschmacklich wunderbares Flanksteak transatlantischer Provenienz mit Erdäpfeln und Gurkensenf. Gegen das schlechte Gewissen hilft der gute Schoko-Brownie mit Popcorn-Eis, das kaum nach Popcorn schmeckt.

Testessen im Schakko.
Testessen im Schakko.Christine Pichler

Und hier gilt auch die alte Gas­tronomen-Weisheit: Wenn du mit kleinen Kindern essen gehen willst, gehe nur zu Köchen und Wirten, die selbst welche haben. Kinderfreundlicher geht es kaum. Bürofreundlich ist man hier auch: Viele Salate und günstige Mittagsmenüs gibt es per Take-away. Go Erdberg! Oder besser ­U3 Schlachthausgasse. 

Schakko Gaststätten,

Schnirchgasse 11/1.02, 1030 Wien,

Tel.: +43/(0)664 157 91 00,

Restaurant: Di–Mo-Fr: 10–22 Uhr,

Sa u. So: 9–22 Uhr.

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("Die Presse Schaufenster" vom 29.10.2021)

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