Protest

"Needle Spiking": Britische Frauen boykottieren Clubs

(c) 2021 Getty Images
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Vor „Drink-Spiking" werden Frauen beim Ausgehen oft gewarnt. In Großbritannien sorgt jetzt ein neues Phänomen für Angst und Proteste.

In Großbritannien haben junge Frauen diese Woche zu einem landesweiten Protest gegen Pubs und Diskotheken aufgerufen. Der Grund dafür: In letzter Zeit haben die Vorfälle von „drink spiking“, also das ungewollte Mischen von K.o.-Tropfen ins Getränk, stark zugenommen.

Allein im September und Oktober registrierte die britische Polizei fast 200 solcher Fälle landesweit. Dabei kam es sowohl in Clubs als auch bei privaten Feiern zu Vorfällen, die Opfer waren vor allem Frauen, aber auch Männer. Für besondere Empörung sorgt das neue Phänomen des „Needle Spiking“, also die Verabreichung von Drogen wie Ketamin mittels einer Spritze. Sie wird Opfern unbemerkt in Rücken oder Waden initiiert. Die Polizei berichtet von 56 solcher Vorfälle in den vergangenen zwei Monaten.

In Österreich sei dieses Phänomen noch nicht beobachtet worden, heißt es vom Bundeskriminalamt. Auch die Fallzahlen der angezeigten Delikte unter Verwendung von Betäubungsmittel blieben seit 2015 konstant, über 100 waren es 2020.

„Girls Night In“ - Sollen Frauen Zuhause bleiben?

Die Organisatorinnen riefen zu einer "Girls Night In" auf - einem Mädels-Abend zu Hause, im Gegensatz zur "Girls Night Out" in Pubs, Bars und Clubs. Sie wollen mit der Kampagne das Bewusstsein für das Problem erhöhen und die Clubs unter Druck setzen. Besonders in Städten mit vielen Studierenden wie Manchester, Bristol und Leeds, aber auch in London wurde protestiert. In Oxford und Nottingham blieben die Clubs aus Solidarität geschlossen. 

Über Social Media haben die Proteste rasch an Momentum gewonnen. Die Bewegung ist nicht zentral organisiert: Kommuniziert wird über WhatsApp-Gruppen oder Social-Media Accounts wie diesen hier, ins Leben gerufen von Ellie O'Sullivan und ihrer Schwester Ruby, zwei jungen Frauen aus London.

Für die Botschaft des Protests gab es auch Kritik. Nicht die Betroffenen sollen zu Hause bleiben, man solle vielmehr bei den Tätern ansetzen, so der Tenor der Kritiker.

Debatte über Gewalt an Frauen

Die jüngsten Ereignisse treffen auf sensibilisierte Ohren, denn Gewalt gegen Frauen war  zuletzt in der britischen medialen Öffentlichkeit omnipräsent. Die Morde an Sarah Everard, die von einem Polizisten ermordet wurde, und Sabina Nessa haben eine nationale Debatte entfacht, die auch mit Vorwürfen gegen die Polizei einherging. Nicht zuletzt, weil der Mörder Everards selbst Polizist war.

(APA/red)

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