Große Modehäuser rollen ihre Laufstege jetzt wieder jenseits europäischer Modemetropolen aus - und holen sich dafür prominente Verstärkung.
Für die Präsentation der nächsten Frühjahr/Sommer-Kollektion übernahm Gucci kurzerhand das Hollywood Boulevard, also akkurat jenen Ort, an dem zur jährlichen Oscarverleihung den Stars der rote Teppich ausgerollt wird. Alessandro Michele, Kreativdirektor des Luxusmaisons, ist für seine cinephile Ader bekannt. Er wollte einst Kostümdesigner werden, bevor er ins große Modebusiness einstieg. Selten allerdings lebte er seine Vorliebe so offen aus wie bei seiner „Love Parade“-Schau in Los Angeles.
Über den Laufsteg liefen prominente Schauspielerinnen und Schauspieler, Jared Leto etwa, der übrigens auch im kommenden „House of Gucci“-Film zu sehen sein wird. Außerdem Miranda July, Phoebe Bridgers und Jodie Turner-Smith. Überraschung des Abends war für viele der mittlerweile nicht mehr so kleine Kevin aus „Kevin - Allein zu Haus“ Macaulay Culkin.

Über hundert Looks, 115 an der Zahl, geben die Unnahbarkeit des Hollywood Glamours wider. Mit Referenzen an die Welt des Western, Siebzigerjahre-Anzügen sowie jede Menge Pailletten und Federn. Satin und Spitze nehmen Überhand und verführen das Publikum in das goldene Zeitalter der Filmmetropole. Es wäre allerdings nicht Gucci, würde der berauschende Glam ohne Gegenwind auskommen. Bedruckte Leggings, Schlauchtops aus Lack, übergroße Sonnenbrillen und Overalls, die an Arbeitskleidung erinnern, sorgen für das nötige Pendant zur unendlichen Noblesse.

Ortswechsel Dubai
Neben Gucci hat sich auch Chanel zuletzt wieder für eine außereuropäische Location entschieden, um die Cruise-Collection zum zweiten Mal zu präsentieren - enthüllt wurde sie bereits im Mai, allerdings nur virtuell. Während Gucci-Kreativdirektor Michele von seiner Hollywood-Schau als „wahr gewordener Traum“ spricht, klingt die Begründung seitens des Hauses Chanel etwas nüchterner. Dubai biete eine einzigartige Kombination aus einem dynamischen Markt und einem soliden öffentlichen Management der Corona-Krise, so Bruno Pavlovsky, für die Mode zuständiger CEO des Chanel-Konzerns, gegenüber der US-amerikanischen Modezeitschrift WWD. Chanel ist eines von vielen Modelabels, die diese Situation für sich nutzen konnten. Für die erste Übersee-Show seit dem Ausbruch der Pandemie steckte Chanel seine prominenten Gäste - darunter Penélope Cruz - in eine kastenförmige, temporär aufgebaute Halle direkt am Wasser.

Mit der mehrheitlich monochromen Kollektion wollte Chefdesignerin Virginie Viard Einflüsse von Punk und Provinz vereinen. Grafische Silhouetten und Muster verleihen dem Chic von Chanel etwas Unaufdringliches. Sie selbst war übrigens nicht in Dubai, sie konzentriere sich aktuell auf das Fertigstellen der Métiers d'Art-Kollektion, die am 7. Dezember in Paris vorgestellt werden soll. Stars fand man bei Chanel eher abseits des Laufstegs: John Legend, die Hauptattraktion der After-Party, versorgte die Gesellschaft mit Hits wie „All of Me“, bei dem laut Anwesenden der ganze Saal mitsang. Dabei trug er eine schwarze Satinfliege mit der für Chanel typischen weißen Kamalienblume.

(evdin)