Quergeschrieben

Kulturkampf auf den Köpfen der Frauen

Das Kopftuch ist kein Symbol der Freiheit. Das sollte eigentlich auch dem Europarat als einer führenden Menschenrechtsorganisation Europas bewusst sein.

Schönheit liegt in Vielfalt wie Freiheit im Hijab“. Wirklich? Am 11. März 2002 starben in Mekka 15 Mädchen den Feuertod: Weil sie nicht in obligate schwarze Ganzkörperschleier gehüllt waren, als sie aus einer brennenden Schule flüchten wollten, wurden sie von saudiarabischen Religionspolizisten brutal zurück in die Flammenhölle geprügelt. Erst acht Jahre später erteilte das saudiarabische Erziehungsministerium Feuerwehrmännern die Erlaubnis, Frauen auch dann zu retten, wenn diese nicht korrekt gekleidet sind. Wieder acht Jahre später, 2018, wurde im Iran die Menschenrechtsaktivistin und Anwältin Nasrin Sotoudeh unter anderem wegen „offenem sündhaftem Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch“ und „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu 33 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt.

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Rund fünfhunderttausend Iranerinnen wurden allein in den vergangenen zehn Jahren wegen Verstößen gegen die Kleiderordnung verhaftet und eingesperrt – so wie beispielsweise Yasaman Aryani. Die junge Frau hatte am Frauentag 2019 mit unbedecktem Haar gemeinsam mit ihrer ebenfalls unverschleierten Mutter Blumen an weibliche Fahrgäste in einer Teheraner U-Bahn verteilt. Sie wünsche sich, sagte sie zu einer kopftuchtragenden Iranerin, dass sie beide eines Tages gemeinsam durch die Straßen flanieren könnten, „ich ohne und du mit Kopftuch“. Die Behörden sahen darin Anstiftung zu Korruption und Prostitution und quittierten Aryanis Traum mit 16 Jahren Gefängnis für die beiden Frauen. Nach einer Million Protestunterschriften aus aller Welt wurden die Strafen auf neun Jahre und sieben Monate reduziert. Neun Jahre und sieben Monate, weil die Frauen unverschleiert waren!

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