Theater

Kosmos Theater: Olivia, Popeye und ein Tanz auf der Vulva

(c) bettina frenzel
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Anna Marboe blickt im Stück „Liebe“ gewitzt auf toxische Romantik.

Das Bühnenbild täuscht nicht. Zwar könnte man mit etwas Fantasie die Säcke, die wie ungleiche Brüste von der Decke baumeln, für Augen halten, und die rosa Couch darunter für jene Art von Lippen, die im Gesicht zu finden sind – aber nein, das ist eigentlich unmissverständlich: Im Zentrum der Aufführung von „Liebe/Eine argumentative Übung“ im Wiener Kosmos Theater prangt stolz eine gigantische, plüschene Vulva. Auf ihr wird gesessen und getanzt, durch sie gebären sich die Darstellerinnen (allesamt spielfreudig: Claudia Kainberger, Tamara Semzov, Anna Lena Bucher und Aline-Sarah Kunisch) gleichsam selbst. Schließlich türmt sie sich auf für ein fulminantes Finale: Ja, die junge Wiener Regisseurin Anna Marboe hat ein Händchen für starke Bilder.

Als Anna Mabo singt sie sprachgewaltige Lieder, in ihrem Musikvideo zu „Der Bär“ lässt sie einen blutbepatzten Sepp Schellhorn eine Sau zerlegen. Im Kosmos-Theater (Bühne: Lisa Horvath) verleiht sie dem Stück der in Berlin lebenden Israelin Sivan Ben Yishai nun poppigen Witz. Anhand des Zeichentrick-Pärchens Popeye und Olivia wird seziert, was man toxische Romantik nennen könnte: Die Trophy-Wife mit den Flatterarmen und der unsäglich hohen Stimme ist hier eine kluge Schriftstellerin, die für eine „harmonische“ Beziehung ihre (nicht nur sexuellen) Bedürfnisse zurückgeschraubt hat. Jetzt schämt sie sich für ihren Körper.

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