Start-ups

Hermann Hauser: "Bis 2030 soll es in Österreich 1000 Spin-offs geben"

Herbert Gantner und Hermann Hauser
Herbert Gantner und Hermann HauserReiter PR
  • Drucken

Spin-off Austria-Initiative lädt zur virtuellen Konferenz: Zu Gast sind u.a. BioNTech-Mitgründerin Özelm Türeci und John Cumbers, Gründer und CEO von SynBioBeta.

Es gibt zu wenige Spin-offs aus der universitären Forschung in Österreich, stellt Herman Hauser fest. Der Computer-Entrepreneur und Risikokapitalgeber möchte das Unternehmertum als dritte Säule - neben Forschung und Lehre - für Österreichs Universitäten und Fachhochschulen etablieren. Entsprechend langfristig ist seine Spin-off Austria-Initiative angelegt: 1000 Spin-offs österreichischer Forschungsstätten soll es nach seinen Vorstellungen bis 2030 geben.

In deren Rahmen lädt er am Dienstag, 23. November gemeinsam mit Herbert Gartner, Serienunternehmer und CEO von eQventure, zur zweiten Spin-off Austria Conference. Die virtuelle Veranstaltung ist für alle Teilnehmer kostenlos zugänglich. Zu Gast werden unter anderem BioNTech-Mitgründerin Özelm Türeci sowie John Cumbers, Gründer und CEO von SynBioBeta - eine auf synthetische Biologie spezialisierte Community, sein. Außerdem wird das erste Spin-off Dashboard Austria (SODA21) präsentiert, das Zahlen zur strategischen Ausrichtungen und zu den Aktivitäten der österreichischen Spin-off Landschaft aggregiert.

„Können wir es uns leisten?"

Die Frage, ob man es sich leisten könne, mit der Förderung von Spin-offs der universitären Forschung möglicherweise die personellen Ressourcen abzugraben wischt Hermann Hauser im „Presse“-Gespräch mit einer Handbewegung weg. „Die Frage ist: Können wir es uns leisten, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht wirtschaftlich umzusetzen?“ Und, sagt der Mitgründer der Firma ARM Limited (Advanced RISC Machines) ein Spin-off von Acorn im Jahr 1990. Die Firma war ein Joint-Venture von Apple (die den ARM ab 1993 als CPU im Newton-PDA verwendeten), Acorn und VLSI Technology. ARM wurde schließlich 2016 für 31,4 Milliarden Dollar an das japanische Technologieunternehmen Softbank verkauft: „Wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse österreichischer Universitäten letztlich von ausländischen Unternehmen ausgenützt werden, müssen sich die österreichischen Steuerzahler fragen: Warum machen wir das?“ Immerhin gebe Österreich 3,2 Prozent seines BIP für Forschung und Entwicklung aus. Großbritannien im Vergleich dazu hingegen nur rund 1,8 Prozent.

Das Problem, dass Biotech-Start-ups meist spätestens in den Phasen der klinischen Tests neuer Behandlungen von Big Pharma aufgekauft werden, sieht Hauser durchaus. Und damit auch das Problem, dass Wissen eben zu einem späteren Zeitpunkt (ins Ausland verkauft) werden könnet. Der Exit durch Mergers & Acquisitions sei für vier von fünf Gründern eben ein Thema. Hauser denkt bei den Spin-offs aber auch weniger an den medizinischen Bereich, sondern stark an Plattformfirmen.

Geistiges Eigentum: Die IP-Frage ist ungeklärt

Warum es dennoch an Spin-offs hapert, liegt für Hauser auf der Hand: Erstens habe es kulturelle Gründe. Es sei noch nicht lange so, dass Universitäten offen für Spin-off-Gründungen seien. Jetzt gehe es ihnen weniger um das ob als um das wie. Zweitens fehle es an Prozessen, Infrastruktur und Ökosystemen, um Menschen zu überzeugen, den Weg ins Unternehmertum zu probieren. „Dazu braucht es auch erfolgreiche Beispiele“, sagt Hauser. Zum Glück gebe es jetzt international vorzeigbare Start-ups wie Bitpanda oder GoStudent. Drittens gebe es laufend Probleme mit den IP-Arrangements. Anders als an den Universitäten Harvard, Stanford oder Cambridge gebe es keine Standards, wie Geistiges Eigentum abgegolten wird. Die Universität hätten laufend Sorge, ihr IP zu billig herzugeben. Hauser sieht das gelassen. Mit einer steigenden Zahl an Spin-offs, an denen die Universitäten auch nur fünf Prozent halten, würde auch die Wahrscheinlichkeit steigen, dass ein Einhorn dabei sei. Und viertens gebe es nach wie vor Probleme mit der Finanzierung. Es fehle in Österreich weiter an Risikokapital: „Pensionsfonds sollte es erlaubt sein, in Venture Capital-Unternehmen zu investieren“, sagt Hauser.

Letztlich stehe hinter all den Bemühungen auch der Versuch, die Technologiesouveränität zurückzugewinnen. Mit anderen Worten: Europa solle Schlüsseltechnologien wieder auf den Kontinent zurückholen, um unabhängig von nicht-europäischen Ländern und Unternehmen zu werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.