Kulturgeschichte

Der Lockdown frisst die Woche auf

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Die Siebentagewoche hat keine astronomische Basis, sie ist eine späte kulturelle Errungenschaft. Durch Digitalisierung und Corona-Maßnahmen kommt der Rhythmus aus dem Takt, werden alle Tage gleich. Ist das schlimm?

Was macht Robinson Crusoe, gestrandet auf seiner Insel? Er führt Tagebuch, bis ihm die Tinte ausgeht. Er ritzt täglich eine Kerbe in einen Holzpflock. Er tut alles, um den Rhythmus der Zeit, das Wissen um die Woche zu bewahren. Bis ihn nach einem Jahr ein tiefer Schlaf übermannt und er an einem Nachmittag erwacht – ganz verstört, weil er nicht weiß, ob er einen oder zwei Tage verloren hat.

Im April des Vorjahres, im ersten Lockdown, als die Menschen noch mit wachem und kritischem Geist das aufgezwungene Neue reflektierten, führte ein US-Radiosender das Format „Welcher Tag ist heute?“ ein. Auf sozialen Netzwerken benannte man die Wochentage mit bitterer Ironie um: „thisday, thatday, otherday, someday, yesterday, today and nextday“. Jeder Tag ist gleich, alles verschwimmt – ein Gefühl, das bis dahin nur Häftlinge, Soldaten im Krieg oder Menschen mit schweren Depressionen kannten.

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