Das Selbstbild vom Land der edlen Spender und die Realität klaffen in Österreich weit auseinander. Zwar sind viele Menschen im Land bereit, etwas zu geben, die Beträge sind jedoch eher klein. Die institutionelle Philanthropie ist kaum ausgebaut. Dafür gibt es kulturelle und strukturelle Gründe.
Heuer hat die Spendengala von „Licht ins Dunkel“ vor allem für Aufregung gesorgt, weil sich die heimische Polit-Prominenz trotz Lockdowns dort einfand und neben der Arbeit am Spendentelefon mit Wein anstieß sowie bei Opus' „Live is Life“ angeregt mitklatschte. In normalen Jahren gilt die Veranstaltung jedoch als positives Aushängeschild für die Spendenbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher. Innerhalb weniger Stunden werden dabei von Prominenten und Bundesheer-Soldaten per Telefon siebenstellige Spendenbeiträge zusammengesammelt. Ein Beweis für das allgemeine Empfinden, dass Österreich, wenn nicht Spendenweltmeister, dann zumindest im globalen Spitzenfeld beim Geben zu finden ist.
Ein Selbstbild, das der Konfrontation mit den harten Fakten jedoch nicht standhält. So gab es heuer zwar mit 850 Millionen Euro einen neuen nationalen Spendenrekord, wie aus dem kürzlich publizierten Spendenbericht des Fundraising Verbands Austria hervorgeht. Im internationalen Vergleich macht sich diese Summe jedoch eher bescheiden aus. Denn im Schnitt entfallen auf jeden Einwohner etwas mehr als 90 Euro. Damit liegt Österreich auf dem Niveau von Polen oder der Slowakei. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Spende indes bereits rund 125 Euro. Und in der Schweiz spendet jeder Bürger im Schnitt sogar über 220 Euro pro Jahr.