Haus der Geschichte

Wie man „Nazi-Dreck“ richtig sammelt – oder loswird

Markus Woergoetter
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Zerstören, verkaufen, aufbewahren? Das Haus der Geschichte widmet sich in einer kleinen Sonderausstellung der Frage, was man mit NS-Relikten machen soll. Und erklärt auch, wie es als Museum mit Sachspenden aus der Zeit des Nationalsozialismus umgeht.

Stellen Sie sich vor, Sie finden in einem alten Buch den „Bund deutscher Mädel“-Ausweis ihrer Großmutter. Oder auf dem Dachboden Opas altes Wehrmachtsfernglas. Oder eine Kiste voller Abzeichen des NS-Winterhilfswerks. Was tun Sie damit? Verkaufen? Wegschmeißen? Bewahren Sie es auf? Tragen Sie es ins Museum? Das Haus der Geschichte Österreich widmet der Frage, wie wir mit den materiellen Überbleibseln des Nationalsozialismus umgehen können, eine kleine Sonderschau. Und wie es selbst damit umgeht: Die eigene Sammlung besteht auch aus Objekten, die Privatpersonen dem Museum gespendet haben. Vieles davon ist aus der NS-Zeit, oft sind die Menschen zufällig darauf gestoßen – im Keller, auf dem Flohmarkt, im Nachlass eines Verwandten.

In eine ähnliche Situation werden hier die Besucher versetzt, mithilfe von Kärtchen, die für mögliche Fundobjekte stehen. Auch deren Marktwert ist angegeben: 20 bis 100 Euro seien demnach für einen BDM-Ausweis zu bekommen. Oder soll man ihn lieber doch zerstören? Für jede Option gibt es eine Station, an der man seine Entscheidung mit jenen anderer Besucher vergleichen kann. Dabei erfährt man etwa, dass die Secondhand-Läden der Caritas alle NS-Objekte, die bei ihnen landen, der Müllpresse zuführen. Und dass Willhaben keine entsprechenden Inserate zulässt. Der Besitz von Gegenständen mit NS-Symbolen ist legal, der Handel nicht. Einen Online-Markt gibt es freilich trotzdem. Museen stellt das manchmal vor ein Dilemma: Sollen sie selbst Objekte aus dem Handel ziehen, die für sie interessant sind? Oder sich hüten, einen rechtsextremen Markt zu unterstützen?

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