Belvedere 21

Wie ein zeitgenössisches Pompeji

Stühlinger/Belvedere
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Der Schweizer Künstler Udo Rondinone ist (allzu) erwachsen geworden: Sein raumfüllendes Tableau Tristesse wirkt wie die Fortsetzung seines Auftritts in der Wiener Kunsthalle vor 20 Jahren.

So geht dieses Jahr zu Ende: müde, schlapp und kraftlos. Wenn man sehen will, wie man sich fühlt, in angenehm anmutiger Überhöhung, wird man in der zentralen Halle des Belvedere 21 bestens bedient: Auf den schwarzen Steinplatten lungern, liegen, rasten sich 14 Figuren aus, lebensechte Abgüsse von Männern und Frauen, Tänzerinnen und Tänzern, das ist an den zarten Gliedern ablesbar. Beugt man sich zu ihnen hinunter, hockt sich neben sie, sucht die Augenhöhe, wird eine gewisse Befangenheit unausweichlich – die Silhouetten sind nicht geschlossen, sie tragen Furchen, es öffnen sich Klüfte, manche Extremität wird nur durch eiserne Schrauben gehalten.

Fragilität und Melancholie, darin ist Udo Rondinone Spezialist. 1964 in der Schweiz geboren, an der Wiener Angewandten sozialisiert, wird er gerne als Magier unter den zeitgenössischen Installationskünstlern bezeichnet, sicher zählt er zu den zugänglichsten. Er scheut weder große Geste, tiefes Sentiment noch schlichten Symbolismus. Dennoch erlahmt das eigene Denken nicht, betritt man seine präzise gestalteten Räume, seine „Sonderzonen für andere Zustände und Befindlichkeiten“, wie er sie 2002 genannt hat. In der Wiener Kunsthalle hatte er damals seine erste große Ausstellung in Wien, ein fantastisches eskapistisches Spiegel-Wunderland, in das man wie Alice schlüpfte. Vorbei an drei dicken, schlafenden Clownfiguren, gnädig leidliche Wächter nur.

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