Essenszusteller

Delivery Hero verlässt Deutschland

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Raus, rein, doch wieder raus. Nach nur wenigen Monaten gibt der DAX-Konzern sein Engagement auf dem Heimatmarkt wieder auf. Die Aktionäre reagieren erleichtert.

Nur wenige Monate nach dem Großeinstieg in Deutschland muss der Essenslieferdienst Delivery Hero seine Niederlage eingestehen. Am Mittwoch gab der Konzern überraschend bekannt, das Foodpanda-Geschäft in der Bundesrepublik angesichts der scharfen Konkurrenz durch Lieferando, Wolt, Uber Eats, Flink und Gorillas wieder dicht zu machen. Es sei immer schwieriger geworden, einen echten Mehrwert zu bieten, begründete Firmenchef Niklas Östberg die Entscheidung, die auch den Verkauf des Japan-Geschäfts beinhaltet. Im Mai hatte er noch angekündigt, einen langem Atem in Deutschland haben zu wollen.

Lieferando freut sich

Am Aktienmarkt kam der Schritt gut an. Die Titel von Delivery Hero kletterten um zeitweise mehr als fünf Prozent in die Höhe. Seit der Ankündigung des Deutschland-Starts im Juni hatte das Papier 14 Prozent verloren, während der DAX in der Zeit fast unverändert blieb. Für den Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com, der nun weniger Konkurrenz hat, ging es mehr als vier Prozent nach oben. Nach dem Verkauf des Deutschland-Geschäfts an Just Eat Takeaway.com war das international tätige Unternehmen fast zwei Jahre lange nicht in Deutschland aktiv gewesen. Lieferando hat sich während der Abwesenheit zum klaren Branchenprimus hierzulande gemausert, was Östberg stets ein Dorn im Auge war.

Essenslieferdienste, aber auch die rasant wachsenden Liefer-Startups wie Gorillas oder Flink, profitieren davon, dass immer mehr Menschen nicht nur Restaurantmahlzeiten bestellen, sondern auch Lebensmittel im Netz kaufen und sich schnellstmöglich liefern lassen wollen. Dafür benötigen die Anbieter ein ausgefeiltes Logistiknetz und möglichst viele Fahrer, die meist auf Fahrrädern durch die Städte rasen. Während allerdings Just Eat Takeaway.com und Delivery Hero am Aktienmarkt notiert sind und regelmäßig Einblick in ihre Geschäfte geben müssen, können Flink und Co. ihr Geld aus den immer größer werdenden Finanzierungsrunden unter dem Radar der Öffentlichkeit einsetzen. Delivery Hero muss sich seit Jahren für seine Verluste verantworten. Allein im vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro.

Auch im laufenden Jahr wird Delivery Hero, das vor eineinhalb Jahren Wirecard im DAX ersetzt hatte, tiefrote Zahlen schreiben. Nun will Delivery Hero nur noch in Berlin ein Innovationszentrum betreiben. Östberg sagte dazu: „Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit größerem Potenzial verfolgen.“ Delivery Hero hatte noch Mitte November mit Verweis auf die starke Nachfrage angekündigt, in weitere deutsche Städte expandieren zu wollen.

Mangel an Fahrern

Seit dem Sommer hat sich die Situation in Deutschland allerdings drastisch geändert. Der US-Branchenprimus DoorDash übernahm Wolt für sieben Milliarden Euro und investierte wiederum in Flink, während die Berliner bei Gorillas einstiegen. Zudem liefert Uber Eats verstärkt in Deutschland aus. Experten sagen für das kommende Jahr eine weitere Konsolidierung in dem hart umkämpften Markt voraus, der auch unter dem Mangel an Fahrern leidet.
Zugleich gab Delivery Hero bekannt, das Japan-Geschäft veräußern zu wollen. In dem ebenfalls hoch umkämpften Markt war der Essenslieferdienst im September 2020 an den Start gegangen. Nun soll der Verkaufsprozess im ersten Quartal 2022 beginnen. (Reuters)

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