EU-Beitritt

Kroatien will Auswanderer mit finanziellen Anreizen zurücklocken

APA/AFP/DENIS LOVROVIC
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Zagreb stellt Rückkehrern aus EU-Ländern Tausende Euro an staatlichen Zuschüssen in Aussicht. Doch Experten zweifeln an der Wirksamkeit des Programms.

Das jüngste EU-Land Kroatien möchte die Auswanderung seiner Bürger mit finanziellen Anreizen abbremsen. Mit einem Maßnahmenpaket, das die Regierung am Donnerstag beschlossen hat, sollen Kroaten, die in der letzten Zeit in andere EU-Länder ausgewandert sind, zur Rückkehr in ihr Heimatland angeregt werden. Der Staat will sie mit mehr als 26.000 Euro zurücklocken, berichteten kroatische Medien.

Im Rahmen der Maßnahmen unter dem Motto "Ich entscheide mich für Kroatien" werden staatliche Zuschüsse für Selbstbeschäftigung auf 150.000 Kuna (19.949,46 Euro) ) aufgestockt. Darüber hinaus werden Kroaten, die in den letzten zwei Jahren mindestens ein Jahr lang im EU-Ausland gearbeitet haben und zurückkehren, um im Heimatland ein Unternehmen zu gründen, zusätzlich noch 50.000 Kuna (6.649,82 Euro) erhalten, hieß es. Die Regierung rechnet, dass rund 4500 Menschen diesen Anreiz, der ab dem kommenden Jahr gelten wird, in Anspruch nehmen werden.

Laut dem kroatischen Regierungschef Andrej Plenkovic bietet dieses Maßnahmenpaket eine Chance bzw. Motiv für diejenige, die in der jüngsten Zeit ausgewandert sind, zurückzukehren. "Einige werden das tun, andere nicht. Die Regierung ist hier, um die Gelegenheit zu bieten", sagte Plenkovic bereits am Mittwoch, als er die Maßnahme angekündigt hatte.

Mehr als 300.000 Kroaten verließen Land

Experten erwarten davon keine massive Rückkehr aus dem Ausland. Auch wenn 4500 Menschen tatsächlich diese Maßnahme nützen würden, wäre das im Vergleich zu den Zehntausenden Kroaten, die das Land seit dem EU-Beitritt im Jahr 2013 verlassen haben, nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagte der Demograf Nenad Pokos im Privatsender RTL. Er begrüßte jedoch die Bemühungen der aktuellen Regierung, sich mit dem Demografieproblemen endlich auseinanderzusetzen. Laut Medien, die dazu einzelne Auswanderer befragt haben, zeigen diese wenig Interesse an der Rückkehr.

In den letzten zehn Jahren war Kroatien stark von Auswanderung betroffen. Der EU-Beitritt und spätere Arbeitsmarktöffnung erleichterten den Kroaten den Weg in andere EU-Länder. Experten schätzen, dass im letzten Jahrzehnt etwa 370.000 Menschen das Land verlassen haben. Das kroatische Statistikamt geht für den Zeitraum von 2011 bis 2020 von rund 288.000 Auswanderern aus. Mehr als die Hälfte der Kroaten, die jedes Jahr das Land verlassen, zieht es nach Deutschland, zeigen die Statistikdaten. Am stärksten war die Auswanderungswelle im Jahr 2017, als mehr als 47.000 Menschen abgewandert sind. Im Vorjahr zählte das Statistikamt rund 34.000 Auswanderer.

Bei dem Zensus im Jahr 2011 wurde Kroatiens Bevölkerung auf rund 4,2 Millionen beziffert. Heuer fand eine neue Volkszählung statt, deren Ergebnis noch aussteht. Medienberichten zufolge dürfte die Bevölkerungszahl auf unter 3,9 Millionen gesunken sein.

(APA)

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