Arbeitsmarkt

Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus

Archivbild. Deutschsland steht im Werben um Arbeitskräfte aus aller Welt im massiven Wettbewerb.
Archivbild. Deutschsland steht im Werben um Arbeitskräfte aus aller Welt im massiven Wettbewerb.APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas
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Die Bundesagentur für Arbeit erwartet, dass bis 2035 gut sieben Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen werden – es sei denn, man steuert gegen. Mit Zuwanderung zum Beispiel.

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt müssen nach Expertenansicht so viele Menschen wie möglich im Arbeitsleben gehalten werden – auch weniger Qualifizierte. „Wichtig ist, dass wir möglichst alle potenziellen Arbeitskräfte im Inland gewinnen und erst recht niemanden verlieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele.

In Zukunft entstünden genauso viele neue Arbeitsplätze wie durch Automatisierung und Transformationsprozesse wegfielen – allerdings mit anderem Anforderungsprofil. Jene Menschen, denen durch den Wegfall geringer qualifizierter Jobs Arbeitslosigkeit drohe, dürften keinesfalls aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sagte Scheele. „Sie muss man weiterbilden“, betonte er. Die Bundesagentur habe allein für die Weiterbildung von Beschäftigten für das Jahr 2022 rund 900 Millionen Euro in der Kassa. „Die sollten verwendet werden, weil das Geld dazu dient, den Strukturwandel, die Transformation zu bewältigen und Menschen in Arbeit zu halten.“

Es seien vor allem auch die Arbeitgeber gefordert. Diese müssten definieren, wohin die Qualifizierung gehen solle. Die Bundesagentur sehe es als wesentliche Aufgabe für die kommenden zehn Jahre, die Rolle des Moderators zu übernehmen. „Wie kommt man von Firma A zu Firma B?“, beschrieb Scheele das Kernproblem. Es gebe dazu bereits Modellversuche mit Industrie und Handwerk. „Wir lernen, die Drehscheibe in der Transformation zu sein“, sagte Scheele. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland ist mit 34,3 Millionen laut Scheele schon jetzt auf einem Rekordhoch. Die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass – ohne jede Gegenmaßnahme – bis 2035 gut sieben Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen.

„Echte Willkommenskultur“

Deswegen sei es notwendig, auch Fachkräfte aus dem Ausland innerhalb und außerhalb der EU nach Deutschland zu holen. In der Pflege etwa kämen Menschen aus Ländern wie Kolumbien, Mexiko oder Indonesien. Wenn sie nicht in ausreichender Zahl kämen, drohe für Deutschland ein Wachstumsproblem. Fehlende Zuwanderung könne selbst zur Wachstumsbremse werden.

Scheeles Vorstandskollege bei der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Terzenbach, sagte „Zeit“ online, für die Zuwanderung brauche es eine echte Willkommenskultur in Deutschland. Die Bundesrepublik stehe im Werben um Arbeitskräfte aus aller Welt im massiven Wettbewerb mit den angelsächsischen Ländern, aber auch mit Nationen wie Japan.

Hinzu komme, dass zunehmend Arbeitskräfte – etwa aus Polen –, die eine Zeit lang in Deutschland tätig waren, wieder nach Hause gingen. Länder wie Polen, Rumänien oder Bulgarien organisierten inzwischen gezielte Rückholaktionen.

(APA/dpa)

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