Kunstlicht

Und immer wieder diese "Künstlerscheiße"

Michael Huwiler
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Das neue Projekt des Schweizer Provokateurs Christoph Büchel fällt weit hinter seine sonstigen ab. Zu viel wird hier zitiert. Wozu?

Das hat dem Jahr noch gefehlt, dass an seinem Ende wieder ein Künstler seine „Künstlerscheiße“ verkauft. Verzeihung, ich zitiere nur. Die Presseaussendung des Schweizer Provokationsexperten Christoph Büchel, dessen Produktionsqualität erstaunlich schwankt. Denken Sie an den Swingerclub im Untergeschoß der Secession, auf gleicher Schamhaarhöhe mit Klimts Gorgonen, auch schon mehr als zehn Jahre her: Es war kein Meisterwerk, aber ein gewitzter Kommentar auf die zeitgenössische Kunst als tote Hose. Klimt konnte die fast wörtlich selbe Diskussion noch mit seiner Malerei auslösen, Kritiker warnten vor dem Beethoven-Fries als Bordell-Ausstattung. Büchel bemühte dafür Duchamps altes Objet Trouvé – und stellte gleich einen echten Swingerclub aus.

Ähnlich 2019, als Büchel auf der Biennale Venedig die Kunstschickeria mit Realität schockte: Er ließ ein Schiff im Arsenale aufbocken, das 2015 vor Lampedusa gekentert war; Hunderte Flüchtlinge starben bei dem Unglück. Das war den meisten zu viel, lieber will man mit Aperol-Glas in der Hand symbolisierende Kitschkunst über den Horror sehen als diesen selbst. Eine gute, harte künstlerische Geste.

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