Energie

Drei deutsche Kernkraftwerke abgeschaltet - Atomausstieg bald perfekt

Das Kernkraftwerk Grohnde zwei Tage vor der finalen Netzabschaltung
Das Kernkraftwerk Grohnde zwei Tage vor der finalen Netzabschaltung imago images/Future Image
  • Drucken

Nur noch drei Atomkraftwerke in Deutschland liefern Strom, sie werden in einem Jahr vom Netz gehen.

Countdown für den deutschen Atomausstieg: Am Silvesterabend sind drei der sechs verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet worden. Die letzten drei Meiler sollen in genau einem Jahr vom Netz gehen - dann wäre der Ausstieg offiziell beendet. Die Atomkraftwerke in Brokdorf (Schleswig-Holstein), Grohnde (Niedersachsen) und Gundremmingen (Bayern) wurden nach Angaben der Betreiber in den letzten Stunden von 2021 stillgelegt.

Der gesetzlich vorgeschriebene Rückbau der Atomkraftwerke wird allerdings noch viele Jahre in Anspruch nehmen - in Brokdorf etwa bis 2040. In Grohnde sei die Anlage nach rund 36 Betriebsjahren abgeschaltet worden. Mit fast 410 Milliarden Kilowattstunden habe sie so viel Strom produziert wie kein anderer Kraftwerksblock weltweit, teilte der Betreiber PreussenElektra mit. Knapp 100 Atomkraftgegner feierten den historischen Moment der Abschaltung mit Anti-Atomkraft-Fahnen und Wunderkerzen.

In Gundremmingen trennte die Schichtmannschaft den Generator von Block C um 20.00 Uhr vom Stromnetz. Nikolaus Valerius, Kernenergievorstand des Betreibers RWE Power, erklärte dazu: "Mit der Abschaltung des letzten Siedewasserreaktors in Deutschland wurde am Standort Gundremmingen eine Ära beendet."

Vor allem Brokdorf galt als Symbol der Anti-AKW-Bewegung. Beharrlich hatten Atomkraftgegner seit 1986 jeweils am 6. Tag jeden Monats mit Mahnwachen vor den Werkstoren "sofort stilllegen" gefordert - in Erinnerung an den Atombombenabwurf über Hiroshima am 6. August 1945. Gegen den Bau des Meilers hatten im Februar 1981 bereits rund 100.000 Menschen demonstriert.

Nach den Schließungen liefern bis Ende 2022 nur noch drei deutsche Atomkraftwerke Strom: Isar 2 in der Nähe von Landshut (Bayern) sowie die Reaktoren im Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Auch danach weiter betrieben werden dürfen allerdings zwei Anlagen, die Brennstoff und Brennelemente für den Export herstellen.

Den Ausstieg aus der Kernenergie hatte die damalige deutsche Regierung im Jahr 2011 nach dem Atomunglück im japanischen Fukushima besiegelt. Neuerdings äußern sich allerdings wieder mehr Befürworter der Kernenergie, weil dadurch - anders als bei der Stromproduktion etwa aus Kohle - deutlich weniger klimaschädliches Kohlendioxid entstehe.

So will die EU-Kommission Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich einstufen. Das geht aus einem Entwurf für einen Rechtsakt der Brüsseler Behörde hervor, der am Neujahrstag kurz nach dem Versand an die EU-Mitgliedstaaten öffentlich wurde. Eine Umsetzung kann nur verhindert werden, wenn sich eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten dagegen ausspricht.

Scharfe Kritik kam am Samstag aus Österreich: Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sprach von einem "Schritt in Richtung Greenwashing von Atomkraft und fossilem Gas" und unterstrich, man werde den Entwurf in den kommenden Tagen genau prüfen und auch nicht davor zurückschrecken, rechtlich gegen die geplante Verordnung vorzugehen. In Deutschland signalisierte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für sein Land eine Ablehnung des Vorhabens.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.