Todesfall

Parmalat-Gründer und Skandalunternehmer Tanzi gestorben

Calisto Tanzi war Protagonist einer der größten Betrugsskandale der europäischen Unternehmensgeschichte. Der Manager war auch Sponsor von Niki Lauda.

18 Jahre nach der spektakulären Pleite des italienischen Lebensmittelkonzerns Parmalat ist Firmengründer Calisto Tanzi im Alter von 83 Jahren gestorben. Dies berichteten italienische Medien. Der Ex-Parmalat-Chef Tanzi, der wegen des betrügerischen Bankrotts seines börsennotierten Unternehmens 2014 letztinstanzlich zu 14 Jahren Haft verurteilt worden war, hatte mit seinen Mitarbeitern über Jahre Bilanzen gefälscht.

Als das Unternehmen 2003 in die Insolvenz ging, blieben 14 Milliarden Schulden und 32.000 geschädigte Investoren und Kleinanleger zurück. Der Fall gilt als einer der größten Betrugsskandale der europäischen Unternehmensgeschichte.

1962 gründete Tanzi sein eigenes Milchunternehmen, das er Parmalat nannte, eine Kombination aus Parma und "Latte" (Milch). Die echte Revolution schaffte der Unternehmer Mitte der sechziger Jahre, als er nach einer Reise durch Schweden das innovative System Tetra Pak entdeckte, in seine Firma einführte und Milch aus Flaschen abschaffte. Tanzi brachte auch das UHT-Verfahren (Ultra High Temperature), das Milch haltbar machte, nach Italien. Parmalat entwickelte sich in Kürze zu einem der größten Milchkonzerne Italiens.

"Milch für Champions"

Um die Firmenmarke auszubauen, sparte Tanzi nicht mit Sponsoring internationaler Sport-Events. 1974 entwarf er den Slogan "Milch für Champions" und sponserte Stars wie Ski-Olympia-Sieger Gustav Thöni oder Formel-1-Fahrer Niki Lauda. Der Konzern war Sponsor von Niki Lauda, als dieser 1976 seinen dramatischen Unfall hatte, mit dem Slogan "Champions Milk" auf dem Ferrari-Rennauto. Ende der 80er sponserte Tanzi den Fußballclub AC Parma und kaufte ihn kurz darauf auch.

Der Aufstieg zum international tätigen Konzern kam mit dem Vordringen in neue Geschäftsfelder wie Milchdesserts, Fruchtsäfte der Marke Santal, Obstkonserven oder Gebäck. In den 90er Jahren kamen durch eine aggressive Expansionsstrategie Geschäfte quer durch Europa, in den USA, in Lateinamerika und in Afrika hinzu.

Schließlich häufte Parmalat selbst einen nach nun fraglichen offiziellen Angaben hohen Schuldenberg von sechs Milliarden Euro an, bei einem jährlichen Umsatz von gut sieben Milliarden Euro. Mit billigen Scannern und Kopierern wurden Bankauszüge gefälscht. 2003 flog der Skandal auf, Tanzi und mehrere Parmalat-Manager wurden festgenommen. Es folgten mehrere Prozesse. Tanzi saß mehrere Jahre im Gefängnis, wegen seines Alters konnte er einen Teil seiner Strafe zum Teil im Hausarrest absitzen.

Ein Konkursverwalter sanierte den weitverzweigten Konzern und konzentrierte die Aktivitäten erfolgreich auf das Kerngeschäft. Im Oktober 2005 kehrte das Unternehmen an die Börse zurück. 2011 wurde Parmalat vom französischen Milchkonzern Lactalis erworben. Im Zusammenhang mit der Firmenpleite liefen mehrere Verfahren.

Nachdem schon Ende November 2009 eine italienische TV-Show über die Existenz eines versteckten Privatvermögens Tanzis spekulierte, führte am 5. Dezember 2009 Tanzis Schwiegersohn Stefano Strini die italienische Steuerfahndung in drei Wohnungskeller in Parma, die als Verstecke für Meisterwerke von Van Gogh, Picasso, Monet, Cezanne, Modigliani, Manet und Degas dienten. Die Behörden schätzen den Wert der beschlagnahmten Kunstwerke auf 100 Millionen Euro. Die Kunstsammlung wurde dann 2019 versteigert.

(APA)

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