Bluttat

Erster Femizid des Jahres

APA/KERSCHBAUMMAYR
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Ein Mann (46) tötete seine Frau mit einem Schuss von hinten. Rufe nach einem besserem Gewaltschutz für Frauen werden laut.

Linz. Im Bezirk Vöcklabruck ist es am Samstagnachmittag zu einer Bluttat an einer 42-jährigen Frau gekommen – wie die Polizei am Sonntag bekannt gab. Das Landeskriminalamt Oberösterreich ermittelt wegen Mordverdachts. Damit ist Österreich bereits nach wenigen Tagen des neuen Jahres mit dem ersten Femizid konfrontiert; nachdem bereits im Vorjahr zahlreiche Frauen von ihren Partner oder Ex-Partnern getötet wurden.

Gegen 14.45 Uhr soll ein 46-jähriger Mann eine Faustfeuerwaffe genommen und seiner am Esstisch sitzenden Frau in den Hinterkopf geschossen haben. Nach der Tat verständigte der Ehemann, ein gebürtiger Deutscher, über Notruf die Polizei und ließ sich ohne Widerstand festnehmen. Als die Einsatzkräfte in der Wohnung des Paares eintrafen, zeigte das Opfer noch Lebenszeichen. Die Frau wurde ins Kepler Uniklinikum nach Linz geflogen, wo sie in der Nacht auf Sonntag ihren schweren Kopfverletzungen erlag. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion der Leiche angeordnet.

Der 46-Jährige legte bei seiner Einvernahme ein Geständnis ab, er wurde in die Justizanstalt Wels eingeliefert. Zwischen dem Paar soll es nach Angaben der Ermittler immer wieder Streit gegeben haben. Der Mann besaß neben der auf ihn registrierten Tatwaffe noch drei weitere legale Langwaffen, die sichergestellt wurden.

Der Femizid sorgte für zahlreiche Reaktionen. Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, erklärte, dass das Gewaltschutzpaket 2021 bisher wirkungslos geblieben sei. Sie forderte die sofortige Einrichtung eines Krisenstabes, der sich ausschließlich mit Gewalt gegen Frauen befasst. Außerdem müsse über ein Waffenverbot in privaten Haushalten diskutiert werden.

Eva-Maria Holzleitner, Frauenvorsitzende der SPÖ, forderte erneut einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz. „Präventionsarbeit ist wie Lawinenverbauung“, betonte Holzleitner. Es brauche einheitliche Kenngrößen, um Gefährder rasch festzustellen, regelmäßige Hochrisikofallkonferenzen, einen Ausbau der Präventionsarbeit sowie Sensibilisierung der Justiz.

Serie von Tötungen

Auch Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter sprach sich für besseren Gewaltschutz aus. „Die verantwortliche Ministerin Susanne Raab ist hier viel zu wenig entschlossen und agiert defensiv“, kritisierte Brandstötter. Laut Experten seien 228 Millionen Euro und zusätzliche 3000 Stellen im Gewaltschutz notwendig, um diesen Tragödien wirksam entgegenzutreten. Julia Bammer, stellvertretende Klubobfrau der Neos im oberösterreichischen Landtag, verlangte unter anderem eine stärkere Unterstützung des Landes für den Ausbau von Anlaufstellen für von Gewalt bedrohte Frauen.

2021 sorgen in Österreich zahlreiche Tötungen von Frauen – vor allem durch deren Lebensgefährten oder Ex-Partner – für Erschütterung. Bis Mitte Dezember wurden 31 Femizide begangen, mehrere Fälle sind besonders brutal: Am 5. März zündet ein Mann seine 35-jährige Freundin in ihrer Trafik in Wien Alsergrund an, die Frau stirbt Wochen später im Krankenhaus an ihren schweren Verbrennungen, der 47-Jährige wird am 1. Oktober zu lebenslanger Haft verurteilt. Der als Bierwirt bekannte Mann, der der Grünen-Politikerin Sigrid Maurer Ende Mai 2018 obszöne Nachrichten geschickt haben soll, soll am 29. April in Wien Brigittenau seine Ex-Partnerin erschossen haben. Nach anfänglichen Erinnerungslücken gesteht er vor Gericht die Tat und wird verurteilt.

Am 26. Juni wird eine erst 13-Jährige in Wien Donaustadt tot an einen Baum gelehnt gefunden. Vier aus Afghanistan stammende junge Männer werden festgenommen, gegen sie wird wegen Vergewaltigung mit Todesfolge ermittelt. Am 20. Juli stirbt eine 17-jährige Schwangere in Graz durch massive Gewalteinwirkung. Ein 19-jähriger Bekannter kommt als Tatverdächtiger in U-Haft. Am 13. September werden in Wien Favoriten zwei Frauen von einem 28-Jährigen getötet. Der Somalier gibt zu, sowohl seine Ex-Frau im Streit um SMS-Nachrichten als auch eine später hinzukommende Bekannte erstochen zu haben. Danach wollte er noch einen Mann töten, der flüchten kann. (APA)

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