Übernahmepoker

Greiner gibt Übernahme von Recticel auf

Übernahmeangebot gescheitert: Nur 0,17 Prozent der Aktien wurden angedient. Greiner-Chef wägt nun Optionen für Aktienpaket ab.

Der oberösterreichische Kunststoff-und Schaumstoff-Hersteller Greiner gibt die Übernahme des belgischen Rivalen Recticel endgültig auf. Das Familienunternehmen aus Kremsmünster war mit seiner rund 750 Mio. Euro schweren Kaufofferte beim Recticel-Vorstand auf erbitterten Widerstand gestoßen. Bei den Aktionären blitzte Greiner mit dem Angebot ebenfalls ab, das zuletzt weit unter dem Börsenkurs lag: Nur 0,17 Prozent dienten ihre Aktien an, wie Greiner am Dienstag mitteilte.

Die Oberösterreicher hatten sich vorab vom Recticel-Großaktionär Compagnie du Bois Sauvage (CBS) 27 Prozent der Anteile gesichert und peilten mehr als 50 Prozent an. Doch das Recticel-Management erachtete den Vorstoß von Anfang an als feindlich. Es verkaufte die Sparte Technische Schaumstoffe, die die Österreicher am meisten interessiert hatte, mit Zustimmung der Aktionäre an den größeren US-Konkurrenten Carpenter Co. Greiner kommt mit 11.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von fast zwei Milliarden Euro.

Greiner-Vorstandschef Axel Kühner überlegt nun, was er mit dem CBS-Aktienpaket machen soll: "Wir werden nun Optionen für die Beteiligung an Recticel prüfen, um den Wert unserer Investition zu maximieren." Nach dem Verkauf der Schaumstoff-Sparte hätte Greiner das Recht, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Möglich sei aber auch, die Aktien wie geplant für 204 Millionen Euro zu übernehmen und später weiterzuverkaufen. Die Recticel-Aktie ist zuletzt deutlich gestiegen.

Recticel produziert Dämmstoffe - die Greiner bisher nicht im Programm hat - und andere Produkte aus Polyurethan-Weichschaum (PU) für die Industrie. Bei Verbrauchern sind die Produkte der Betten-Sparte am bekanntesten, darunter "Schlaraffia"-Matratzen und "Lattoflex"-Lattenroste. Diese steht allerdings ebenfalls vor dem Verkauf, für 122 Mio. Euro an die portugiesische Aquinos.

(Reuters)

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