Deripaska: Die Rückkehr des russischen Türöffners

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Der russische Oligarch und Multimillionär Oleg Deripaska kauft um 373 Mio. Euro vorerst nur zögernd 17 Prozent an der Strabag zurück, die sich ihrerseits an einer Baufirma des Russen beteiligt.

Wien/auer. Der russische Oligarch Oleg Deripaska kommt nur zögernd zum heimischen Baukonzern Strabag zurück. Der Multimillionär mit Liquiditätsproblemen zahlt 373 Mio. Euro für 17 Prozent am Unternehmen, die restlichen acht Prozent seines früheren Viertelanteils halten die übrigen Strabag-Großaktionäre bis Juli 2014 für ihn zurück (siehe Grafik). Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner kommt seinem „Türöffner in Russland“ damit nicht das erste Mal einen großen Schritt entgegen. Schon im Oktober hätte der (Wieder-)Einstieg des Russen über die Bühne gehen sollen. Zweimal bekam der Unternehmer mehr Zeit, um jene Anteile zurückzukaufen, die er im Zuge der Finanzkrise aus akutem Geldmangel abgeben musste. Bis zuletzt hatte Deripaska Mühe, dafür das nötige Geld aufzutreiben.


Erster Schritt zu gemeinsamer Bauholding
Da dürfte es dem Russen nicht ganz ungelegen kommen, dass Strabag am Montag auch bekannt gab, sich mit 26 Prozent am Bauunternehmen Transstroj, einer Tochter von Deripaskas Holding Basic Element, zu beteiligen. Noch weiß Strabag zwar nicht genau, was das Unternehmen wert ist, 70 Mio. Euro Anzahlung haben die Österreicher aber dennoch vorsorglich nach Russland überwiesen. Haselsteiner sieht darin einen „ersten Schritt“ für die Bildung einer gemeinsamen Bauholding. Darüber, ob Deripaska das Geld verwenden werde, um sich seine Strabag-Rückkehr zu finanzieren, wollte Strabag-Sprecherin Diana Klein nicht spekulieren: „Was Basic Element mit dem Geld macht, ist der Strabag nicht bekannt“, erklärte sie knapp. Obwohl es aus der kolportierten Mehrheitsbeteiligung nichts wurde, sei der Einstieg für Strabag wichtig, um auch im russischen Straßenbau Fuß zu fassen.

Deripaskas Rückkehr nährt auch die Hoffnung der Österreicher, endlich Großaufträge in Russland an Land ziehen zu können. Ohne dessen einheimischen Baufirmen im Rücken sinken die Chancen der Strabag, lukrative Staatsaufträge zu ergattern nämlich auf null. „2020 könnte Russland einer der größten drei Märkte für Strabag sein“, erwartet Hans Peter Haselsteiner heute.


Bisher kaum Erfolg mit Türöffner Deripaska
Ähnliche Hoffnungen hatte er schon zum Börsegang der Strabag, kurz nach dem Einstieg des russischen Oligarchen, geschürt. Als Türöffner für die Strabag taugte Deripaska in Russland bisher aber kaum. Im Vorjahr machte das Unternehmen nur zwei Prozent des Umsatzes in Russland. Lediglich der Auftrag zum Umbau des Flughafens in Sotschi hat Haselsteiner seinem Miteigentümer zu verdanken.

Auch das soll sich nun ändern. Gemeinsam mit Deripaskas Glavstroj haben die Österreicher einen ersten Großauftrag in Sotschi in der Tasche: Bis September 2013 soll Strabag Wohnungen und Hotels im olympischen Dorf für die Winterspiele 2014 errichten. Doch auch bei dieser erfreulichen Mitteilung liegen Wunsch und Wirklichkeit noch ein Stück auseinander. Statt der ursprünglich erwarteten 600 Mio. Euro ist das Projekt nämlich nur noch 350 Mio. Euro schwer. Und gebaut wird erst, wenn auch die Finanzierung endgültig geklärt ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2010)

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Oleg Deripaska wird seine Option über 25 Prozent der Strabag-Aktien ziehen. Bezahlen wird er sie teilweise mit Anteilen seiner eigenen Baufirmen. Die Strabag könnte so zu Russlands Nummer eins werden.

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