Wintersport

Piraten? Piloten der Karibik!

Auch im Lockdown wurde fest trainiert, also schoben Jamaikas Bobfahrer Shanwayne Stephens und Nimroy Turgott den Mini der Verlobten durch  Peterborough.
Auch im Lockdown wurde fest trainiert, also schoben Jamaikas Bobfahrer Shanwayne Stephens und Nimroy Turgott den Mini der Verlobten durch Peterborough.South West News Service Ltd / picturedesk.com
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Freestyler aus Brasilien, Skifahrerin aus Ecuador, Langläufer aus Nigeria: „Exoten“ sorgen bei Winterspielen stets für Aufsehen. Der Viererbob aus Jamaika aber wird in Peking dank des Kultfilms „Cool Runnings“ die meisten Emotionen wecken.

Es ist die Sportgeschichte dieser Woche: Jamaika kehrt in den olympischen Eiskanal zurück und wird mit gleich drei Schlitten bei den Winterspielen in Peking dabei sein. Eine Karibikinsel, bekannt für Leichtathletikstars wie Sprinter Usain Bolt, versucht sich im Wintersport. Es klingt paradox und hat doch eine emotionale Vorgeschichte. Was 1988 erstmals in Calgary für Aufsehen gesorgt und durch den Disneyfilm „Cool Runnings“ globale Popularität erlangt hat, erlebt 2022 eine Neuauflage.
Und dem nicht genug: Mit Benjamin Alexander, 38, startet in China ein ehemaliger DJ im Riesentorlauf. Er lebt zwar in England und schulte sein Geschick auf dem Kitzsteinhorn – doch das Begehr des Veranstalters, dem Internationalen Olympischen Komitees, sein im Winter zusehends schwächelndes Franchise-Produkt mit Schlagzeilen zu schmücken, macht „Märchen“ mit Quotenplätzen möglich.

Schrill und plakativ. Es gibt ja noch ein paar Starter aus Ländern, die mit Wintersport eher weniger in Kontakt kommen: ein Skeleton-Teilnehmer aus Samoa. Ein Freestyler aus Brasilien. Eine Skifahrerin aus Ecuador, ein Kontrahent aus Haiti. Die in der Steiermark lebende und für Kenia startende Sabrina Simader. Eiskunstläufer aus Mexiko, ein Langläufer aus Nigeria, oder ein zweiter Karibik-Bob aus Trinidad und Tobago. Es sind die klassischen Geschichten derer, für die sich Lebensträume erfüllen. Um das Gewinnen geht es gar nicht, sondern, nebst all der PR-Maschinerie, um das Dabeisein.

Diese Botschaft hatte der Disneyfilm 1993 mit John Candy als Coach so eindrucksvoll, ja: nachhaltig verankert. Damals an Board waren die Brüder Chris und Dudley Stokes. Und weil Chris dem Sport erhalten blieb und jetzt als Präsident des Jamaika-Bobverbands auftritt, blieb diese Sparte in der Karibik für manche populär. Dass sich für Peking allerdings gleich ein Vierer-, ein Zweier- und ein Frauen-Bob automatisch qualifizieren konnten, beweist, dass mehr als nur Show dahinterstecken muss.

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