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Ein schmaler Grat vor dem Winter-Highlight

Ramona Siebenhofer
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Die ÖSV-Speeddamen holen sich in Garmisch-Partenkirchen den letzten Formcheck vor den Winterspielen, die tückische Kandahar bietet dafür eine mehr als würdige Bühne. Doch geht so kurz vor Olympia jeder wirklich ans Limit?

Garmisch/Zermatt. Eigentlich wollte Ramona Siebenhofer vor den Olympischen Winterspielen in Peking (ab 4. Februar) keine Rennen mehr bestreiten. Doch dann stürzte die im Abfahrtsweltcup führende Italienerin Sofia Goggia, und Siebenhofer änderte kurzfristig ihre Pläne. Denn mit Goggia fürs Erste außer Gefecht haben sich ihre Chancen im Rennen um die Kristallkugel plötzlich erhöht. „Nachdem ich in ausgezeichneter Position liege im Weltcup, habe ich doch entschieden herzufahren“, erklärte die Steirerin in Garmisch-Partenkirchen.

Dort steht heute eine Abfahrt und am Sonntag ein Super-G (je 11.30 Uhr, je live ORF1) auf dem Programm – die Generalprobe für Olympia also. Die Kandahar-Piste erweist sich dieser Tage einmal mehr als speziell. Unruhig, dunkle Lichtverhältnisse und hohe Geschwindigkeiten nötigen höchste Überwindung ab. „Da muss man sich richtig gut überwinden und das Herz in die Hand nehmen“, meinte Tamara Tippler, die zuletzt in Cortina d'Ampezzo für ein weiteres Podest der ÖSV-Speeddamen gesorgt hat.

Siebenhofer, die ihre Olympia-Vorbereitung für die Garmisch-Abfahrt unterbrochen hatte, kam in Bayern noch nicht 100-prozentig in Fahrt. Sie belegte in den beiden Abfahrtstrainings die Plätze 14 und 16, hatte an einer Stelle sogar Glück, nicht zu stürzen. „Mich hat es an einer aggressiven Stelle ziemlich verschnitten, mich hat es selbst geschreckt.“

Hingegen hat Mirjam Puchner, die in diesem Olympiawinter bereits dreimal auf einem Weltcuppodest stand, im zweiten Training auf verkürzter Strecke (Wind) hinter Romane Miradoli (FRA) die zweitschnellste Zeit hingelegt.

Die Frage ist: Werden die Läuferinnen so kurz vor Olympia auf einer solch anspruchsvollen Strecke wie der Kandahar heute ans Limit gehen? Zumal einige Speed-Stars wie Goggia, die ebenfalls verletzte US-Amerikanerin Breezy Johnson oder die Schweizerin Lara Gut-Behrami an diesem Wochenende nicht am Start stehen.

„Es ist jedes Rennen gefährlich. Das ist ein schmaler Grat zwischen Sonne und Schatten“, meinte Cornelia Hütter, die danach ebenfalls den Flieger nach Peking besteigen soll. „Man muss halt trotzdem immer riskieren, die anderen schlafen ja auch nicht.“

Matterhorn-Abfahrt

Zur nächsten Weltcupsaison wartet auf die Speeddamen und ihre männlichen Kollegen dann eine überhaupt neue Abfahrt. Der internationale Skiverband FIS hat die Abfahrten in der Region Zermatt/Cervinia schon für die Saison 2022/23 in den Weltcupkalender aufgenommen.

Vier Speedrennen sollen demnach am Matterhorn gefahren werden – je zwei Abfahrten für Damen und Herren. Die Rennen werden im Spätherbst (Ende Oktober/Anfang November) nach dem traditionellen Saisonauftakt der Techniker in Sölden stattfinden. Für die Speedfahrer ergibt sich damit die Möglichkeit, einen Monat früher in die Saison zu starten.

Seit fast vier Monaten ist bekannt, dass am Fuß des Matterhorns Weltcuprennen stattfinden werden. Der Skiverband und die Organisatoren hatten vorerst dazu tendiert, die neue Piste im Spätherbst 2022 mit Europacuprennen einzuweihen.

Die Rennen vor der Matterhorn-Kulisse sind die ersten länderübergreifenden in der Geschichte der FIS. Der Start auf der vom Schweizer Abfahrts-Olympiasieger Didier Défago konzipierten Strecke erfolgt auf Schweizer Boden, das Ziel liegt in Laghi Cime Bianchi in Italien. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2022)

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