Theater

Wie im Grazer Schauspielhaus über Sterbehilfe abgestimmt wird

n der Verhandlung: Evamaria Salcher, Clemens Maria Riegler als Theologe, Mathias Lodd als Jurist, Fredrik Jan Hofmann als Arzt, Birte Leest als Juristin.
n der Verhandlung: Evamaria Salcher, Clemens Maria Riegler als Theologe, Mathias Lodd als Jurist, Fredrik Jan Hofmann als Arzt, Birte Leest als Juristin.
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Eine Diskussion über Beihilfe zum Suizid als abendfüllendes Theaterstück, kann das funktionieren? Die Grazer Inszenierung von Ferdinand von Schirachs „Gott“ zeigt: Ja, das geht. Wenn man alle Charaktere und Argumente ernst nimmt. Und damit rational und emotional packt.

Dass im Theater etwas verhandelt werde, sagen diverse Postdramatiker gern. Tatsächlich als Verhandlung hat Bert Brecht 1930 das erschreckende Stück „Die Maßnahme“ konzipiert, in dem die Tötung eines Menschen verhandelt wird. Um eine solche geht es auch in Ferdinand von Schirachs Theaterstück „Gott“, allerdings um eine assistierte Selbsttötung, und nicht vor einem stalinistischen Parteigericht, sondern vor einer Ethikkommission und einer demokratischen Öffentlichkeit, die vom Theaterpublikum repräsentiert wird. Zweimal darf es sich über Abstimmungsgeräte einschalten, jeweils eine Entscheidungsfrage beantworten.

Zu Beginn eine abstrakte: „Stehen Sie der Sterbehilfe eher befürwortend oder eher ablehnend gegenüber?“ Am Ende, nach allen Plädoyers, eine konkrete: „Halten Sie es für richtig, dass Herr Gärtner Natrium-Pentobarbital bekommt, um Selbstmord zu verüben?“ Der Ausgang am Premierenabend war überraschend: 77 Prozent waren für Sterbehilfe, nur 57 Prozent für die Hilfe beim Suizid im konkreten Fall.

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