Winterspiele 2022

Nathan Chen, das Gesamtkunstwerk auf Eis

Nathan Chen
Nathan ChenREUTERS
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Der US-Amerikaner Nathan Chen greift mit Weltrekord im Kurzprogramm nach seinem ersten Gold. Für Rivalen Yuzuru Hanyū ist der Triple-Traum geplatzt, doch noch einmal könnte der Japaner den Sport revolutionieren.

Peking. Eindrucksvolle One-Man-Show statt des erwartetem Duells bekamen die Eiskunstlauf-Fans im Kurzprogramm der Männer serviert. Nathan Chen wob scheinbar mühelos Höchstschwierigkeiten wie die Vierfach-Lutz-Dreifach-Toeloop-Kombination in die Choreografie. Die Jury war ebenso begeistert und belohnte den US-Amerikaner mit dem neuen Weltrekord von 113,97 Punkten. „Das war sehr nah dran am Maximum“, sagte der 22-Jährige. In der Kür am Donnerstag (2.40 Uhr, live ORF Sport+) liegt für den dreimaligen Weltmeister somit sein erstes Olympiagold bereit, die Japaner Yūma Kagiyama (108,12) und Shōma Uno (105,90) dürften Statisten auf dem Podest bleiben.

Während Chen im Gegensatz zu 2018 (nach verpatztem Kurzprogramm Fünfter) in Peking den hohen Erwartungen gerecht wurde, scheiterte diesmal sein ewiger Rivale Yuzuru Hanyū schon am ersten Sprung. Aus dem geplanten Vierfach-Salchow wurde nur ein einfacher, das Ziel als zweiter Eiskunstläufer nach dem Schweden Gillis Grafström dreimal in Folge Olympiasieger zu werden ist für den Japaner damit schon nach dem Kurzprogramm (95,15) außer Reichweite. Der 27-Jährige machte im Nachhinein ein Loch im Eis verantwortlich, wollte sich aber noch nicht geschlagen geben. „Ich habe noch eine Chance, viel Zeit und eine Menge Sprünge“, meinte Hanyū, der nach dieser Saison seine herausragende Karriere beenden wird. Sein Trumpf: als Erster den vierfachen Axel zu zeigen.

Gegenseitiger Push

„Er hat nicht nur mich als Athlet beeinflusst, sondern den ganzen Sport“, lobte Chen den fünf Jahre älteren Rivalen, der bereits alle Titel gewonnen und sich trotzdem nach Verletzungen stets zurück gekämpft hat. „Der Eiskunstlauf steht in seiner Schuld.“ Das Duo pushte sich gegenseitig, wie beide unisono betonen, über die Jahre reiften sie zum künstlerischen Gesamtkunstwerk – der große Unterschied zu Russlands schnell verglühenden Sternchen bei den Frauen.

In Chinas Gunst liegt Hanyū voran, wie 1,8 Millionen Fans auf Weibo unterstreichen. Chen, dessen Eltern als Studenten auswanderten, lief zwar schon zur Musik von „Mao's Last Dancer”, der Yale-Student ließ vor Peking allerdings auch Kritik an der Menschenrechtslage anklingen.

Yuzuru Hanyū
Yuzuru Hanyū APA/AFP/WANG ZHAO

(swi)

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