Stahl

Voestalpine trotz schwierigen Umfelds mit kräftigem Umsatzplus

Guenther PEROUTKA
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Die Voestalpine baute ihre Gewinne aus. Hohe Energiepreise will man an Kunden weiterreichen. Für mögliche ukrainische Lieferausfälle sei vorgesorgt.

Obwohl das vergangene Jahr von Infektionswellen, behördlichen Einschränkungen, hohen Rohstoffpreisen, Logistikproblemen und zuletzt auch noch von explodierenden Energiepreisen geprägt war: Für Herbert Eibensteiner lesen sich die am Mittwoch präsentierten Zahlen der Voestalpine so, als ob in den vergangenen neun Monaten ganz normale Hochkonjunktur gewesen wäre. Wie der Vorstandsvorsitzende des Stahlkonzerns mitteilte, konnten die Linzer trotz aller Unwegsamkeiten in der Weltwirtschaft in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn deutlich zulegen.

Der operative Gewinn (Ebit)etwa drehte auf 947 Millionen Euro nach einem Verlust von 134 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn erreichte fast 893 Millionen Euro nach einem Minus von 210 Millionen Euro.
Die Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital verbesserte sich von 58,4 auf 46 Prozent.

Konzern spürt Energiepreise

Dass der Umsatz mit rund acht Milliarden Euro um 36,7 Prozent höher als in der Vorjahresperiode ausfiel, habe mit der robusten Erholung der Nachfrage zutun, hieß es vonseiten des Unternehmens. So dürfte laut Voest-Chef Eibensteiner etwa nicht nur die schwer von der Pandemie getroffene Luftfahrt, sondern auch die vom Chipmangel getroffene Autobranche das schlimmste hinter sich haben und der Stahl- und Blechhunger in diesen Branchen weiter wachsen.

Auch der Eisenbahnbereich entwickele sich solide und dürfte mit der grünen Wende in Europa weiter zulegen. Voestalpine ist Weltmarktführer in der Produktion von Komplettweichensystemen.

Zwar bekommt auch die Voestalpine die zuletzt gestiegenen Energiepreise zu spüren. „Wir sind belastet, gehen aber davon aus, dass wir die Preiserhöhungen am Markt weitergeben können“, sagte Eibensteiner vor Journalisten. Allerdings werde man die gestiegenen Kosten zum Teil nur zeitverzögert weitergeben können, weil Lieferverträge unterschiedliche Laufzeiten haben und Preise demnach nicht ad hoc angepasst werden können.

Eisenerz aus der Ukraine

Im Schlussquartal, so Konzernchef Eibensteiner, sollen die starken Zahlen aus den Vorquartalen jedenfalls fortgeschrieben werden. Für das Gesamtjahr hält das Linzer Unternehmen nun eine Verdopplung des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 2,2 Milliarden Euro für möglich. Bisher hatte Voestalpine eine Bandbreite von 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

An dem Ausblick ändert sich laut Eibensteiner auch angesichts der Ukrainekrise wenig. Zwar beziehen die Linzer einen beträchtlichen Teil des für die Stahlerzeugung notwendigen Eisenerzes aus der Ukraine. Bisher habe es aber keine Lieferprobleme gegeben und ohnehin habe man keinen Lieferanten aus den unmittelbar vom Konflikt betroffenen ukrainischen Gebieten. Und überhaupt habe man Vorsorgen getroffen, um von anderen Lieferanten ausreichend versorgt zu werden, sollte es tatsächlich zu Lieferengpässen bei ukrainischem Eisenerz kommen.

Die Russland-Exposure sei gering, sagte Eibensteiner zudem.

Weiterhin negativ zu Buche schlägt der amerikanische Automotive-Standort in Cartersville (Georgia), mit hohen Ausschussquoten. „Wir haben dort unsere Verbesserungsprogramme laufen und denken, wir gehen dort doch in die richtige Richtung – wir gehen davon aus, dass wir uns in diesem Geschäftsjahr doch deutlich weiter verbessern“, so Eibensteiner. Mit einem positiven Ergebnisbeitrag ist dort den Angaben zufolge aber erst gegen Ende des kommenden Geschäftsjahres 2022/23 zu rechnen. Catersville entwickele sich leider nur langsam besser, räumte der Konzernchef ein.

Grüner Stahl ab 2027

Zu den Dekarbonierungsplänen des Stahlkonzerns sagte Eibensteiner, dass diese laufend konkreter würden. Läuft alles nach Plan, könne die Produktion von grünem Stahl bereits 2027 anlaufen. Geplant ist, die Emissionen bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren, dann sollen bis zu 2,5 Millionen Tonnen grüner Stahl pro Jahr in Österreich hergestellt werden.
Die vorgelegten Zahlen sind laut Analysten der Erste Bank im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. An der Börse konnten die Aktien der Voestalpine am Mittwoch zulegen.

(luis)

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