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"Mundl"-Regisseur Reinhard Schwabenitzky ist tot

Ein echter Wiener geht nicht unter 'Pressevorfuehrung' =
Ein echter Wiener geht nicht unter 'Pressevorfuehrung' =First Look / picturedesk.com
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Der gebürtige Salzburger schrieb mit "Ein echter Wiener geht nicht unter" in den 1970er Jahren und mit dem "Kaisermühlen Blues" in den 1990er Jahren TV-Geschichte.

Mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ hat er in den 1970ern TV-Geschichte geschrieben, mit dem „Kaisermühlenblues“ in den 90ern abermals. Nun ist Reinhard Schwabenitzky, der die beiden (von Ernst Hinterberger ersonnenen) Kultserien inszeniert hat und mit weiteren Produktionen zu einem der erfolgreichsten Film- und Fernsehregisseuren Österreichs geworden ist, nach langer Krankheit 74-jährig verstorben.

Geboren wurde Reinhard Schwabenitzky am 23. April 1947 im familiären Wirtshaus in Bucheben bei Rauris (Salzburg). Er erlebte eine von Entbehrungen geprägte, aber glückliche Kindheit. Erste Schuljahre ohne Strom oder der beschwerliche Schulweg den Berg hinunter und wieder herauf, hätten ihm früh "Ellbogen" verpasst, erinnert sich Schwabenitzky. "Man lernt hier Durchhalten. Das habe ich dringend gebraucht, um mit dieser flachen, oberflächlichen, intriganten Branche zurechtzukommen."

Erste Schauspiel-Erfahrungen als Kind

Die ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte Schwabenitzky als Kind, als er am Stadttheater St. Pölten in Inszenierungen seines Vaters, des späteren Burgtheaterdirektors Gerhard Klingenberg, mitwirkte. Als er sechs Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden und der Vater übersiedelte nach Berlin, um als Regisseur in den Babelsberger Filmstudios zu arbeiten. Regelmäßige Besuche bei Dreharbeiten und eine erste kleine Rolle in einem Fernsehspiel Klingenbergs weckten im zwölfjährigen Schwabenitzky die Begeisterung für den Film.

Nach einem Intermezzo beim Max-Reinhardt-Seminar studierte er an der heutigen Filmakademie Wien Kamera und Regie und assistierte bei Franz Antel, Axel Corti, Otto Schenk und Bernhard Wicki. Noch vor Abschluss seines Studiums kam 1975 der erste große TV-Erfolg: Von 1975 bis 1979 inszenierte Schwabenitzky sechs Folgen des Serienklassikers "Ein echter Wiener geht nicht unter" rund um den polternden Wiener Proleten Mundl Sackbauer, gespielt von Karl Merkatz. Parallel entstanden erste Fernsehfilme wie "Schwester Martha verzichtet auf ihr Glück" und "Der Einstand", in dem der spätere Oscarpreisträger Christoph Waltz seine erste Rolle bekam.

Die Hauptrolle ging fast immer an Elfi Eschke

Nach Reibereien mit Mundl-Autor Ernst Hinterberger kehrte Schwabenitzky Wien vorerst den Rücken und übersiedelte nach München. Während der Dreharbeiten zur Serie "Parole Chicago" mit Waltz als Möchtegern-Ganove lernte er die Schauspielerin Elfi Eschke kennen, die bald seine Ehefrau und Hauptdarstellerin in fast allen künftigen Produktionen werden sollte. So wirkte sie sowohl in Serienhits wie "Büro, Büro" und "Tour de Ruhr" als auch in Kinoerfolgen wie "Der Doppelgänger" (1983) und "Der Experte" (1987) mit Didi Hallervorden mit. Mit Andreas Vitasek bildete sie ab Mitte der 90er-Jahre das Liebespaar in der "Seitensprung"-Trilogie. Ab 2006 spielte sie auch eine Hauptfigur in der ORF-Serie „Oben ohne“.

Davor landete Schwabenitzky freilich noch einen weiteren Publikumshit mit dem „Kaisermühlen Blues“ (ab 1992), der u.a. Marianne Mendt und Gerald Pichowetz zu erhöhter Aufmerksamkeit verhalf. Zwischendurch inszenierte Schwabenitzky auch außerhalb des Komödienfachs, drehte etwa 1987 die "Tatort"-Folge "Die Macht des Schicksals". Und bei aller Heiterkeit schwang bei Schwabenitzky auch Gesellschaftskritik mit: Der Kinofilm "Ilona & Kurti" thematisierte etwa Ausländerfeindlichkeit, der auch in den USA gezeigte Thriller "Hannah" den aufflammenden Rechtspopulismus.

„Sein Werk wird nie untergehen"

Mit Wien ist er trotz seiner hier angesiedelten Kultserien nie ganz warm geworden. Er wohnte mit seiner Ehefrau lieber im Salzburger Flachgau, wo er zwischenzeitig auch das Hotel-Restaurant "Itzlinger Hof" führte und gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Markus und Lucas die Produktionsfirma Star-Film betrieb. Und er ging unter die Autoren. So legte der Künstler aus Leidenschaft 2018 seinen Roman "Stille Nacht und das Geheimnis der Zauberflöte" (Tyrolia Verlag) vor.

Von Kritikern, die seine Filme als "leichte Komödien" abtaten - die „Presse“ beschrieb ihn einmal als „Volksentertainer“ und bemängelte mehrmals die Klischeehaftigkeit mancher Figuren und Dialoge -, fühlte sich Schwabenitzky meist missverstanden. Das Kult-Etikett haftet ihm aber sicher an. Mit dem „Echten Wiener“ habe er eine Figur geschaffen, „die an Popularität und Brisanz dem lieben Augustin nicht nachstand“, reagierte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig auf Schwabenitzkys Tod. Dem Regisseur sei „der Spagat zwischen Unterhaltung und Haltung, zwischen Kritik und Humor“ gelungen: „Sein Werk wird nie untergehen."

(APA/red)

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