Winterspiele 2022

Alexander Stöckl: Ein Tiroler half Norwegen auf die Sprünge

AUT, FIS Weltcup Skisprung, Vierschanzentournee, Innsbruck 03.01.2020, Bergiselschanze, Innsbruck, AUT, FIS Weltcup Skis
AUT, FIS Weltcup Skisprung, Vierschanzentournee, Innsbruck 03.01.2020, Bergiselschanze, Innsbruck, AUT, FIS Weltcup Skis(c) imago images/Sammy Minkoff (Sammy Minkoff via www.imago-images.de)
  • Drucken

Es war ein „ganz spezieller Augenblick“, sagt der seit 2011 in Norwegen arbeitende Cheftrainer Alexander Stöckl. Effektivität und Teamwork seien die Trümpfe, Gold für Marius Lindvik mehr als nur ein Meilenstein.

Der bis Samstag letzte norwegische Skisprung-Olympiasieger von der Großschanze war auf österreichischem Boden gekürt worden. Toralf Engan hatte 1964 auf dem Innsbrucker Bergisel triumphiert. 58 Jahre dauerte es bis die stolze nordische Nation Norwegen mit Marius Lindvik nun wieder über Gold vom großen Bakken jubeln durfte. Und es brauchte einen Österreicher, um den 23-Jährigen dorthin zu führen. Alexander Stöckl hat beim Triumph als Chefdirigent Regie geführt.

Seit 2011 fungiert der gebürtige Tiroler als norwegischer
Teamchef. Elf Jahre, in denen er schon viele Erfolge verantworten
durfte. “Das ist ein ganz spezieller Augenblick für das ganze Team“,
wusste Stöckl diesen für ihn und seine Wahlheimat historischen
Erfolg aber besonders zu schätzen. “Dass wir einen Athleten im
Einzel ganz oben haben - speziell auf der Großschanze. Das ist sehr,
sehr lange her, dass das in Norwegen der Fall war.“

Lindvik sei ein talentierter Bursche mit der Stärke, dass er im
Wettkampf immer seine Leistung bringe. “Es ist egal, welcher
Wettkampf das ist. Wenn er in Form ist, ist er in Form“, erzählte
Stöckl. “Er lässt sich wenig beeinflussen von dem, was rundherum
passiert. Er vertraut auf seine Technik und auf das Trainerteam und
die Leute, die sich mit dem Material beschäftigen, damit er seinen
Sprung machen kann und damit es dann reicht.“

Im Normalschanzen-Bewerb hatte Lindvik die Qualifikation
gewonnen, war dann aber nur Siebenter geworden. Im Mixed fiel sein
Team nach Disqualifikationen der zwei norwegischen Frauen der Equipe
auf Rang acht zurück. Am Samstag landete er in der Ausscheidung
erneut auf Platz eins, brachte es diesmal als Halbzeit-Zweiter aber
ins Ziel. Schon im Jänner hatte Lindvik auf drei Großschanzen
gewonnen, nämlich in Bischofshofen, Zakopane und Willingen.

“Nach dem Normalschanzen-Bewerb habe ich mich gesammelt und mich
auf die Großschanze konzentriert“, erklärte er. “Ich wusste, dass
(der letztlich zweitplatzierte Ryoyu, Anm.) Kobayashi wirklich stark
ist, wenn er mal in Führung ist. Daher musste ich alles in den
zweiten Sprung legen.“ Mit dem Team hat Lindvik am Montag im
Teambewerb nun die Chance zum Nachdoppeln. Mit Halvor Egner Granerud
(8.) hat es jedoch sonst nur ein Norweger in die Entscheidung
geschafft.

Es wird also an Stöckl liegen, eine ausgeglichen starke
Mannschaft an den Start zu bringen - aber nicht nur an ihm, glaubt
man seinen Worten. Denn Teamwork werde bei “Norge“ groß geschrieben.
“Wir alle versuchen uns immer weiterzuentwickeln, uns immer neu zu
erfinden. Jeder kann seine Kompetenz ausleben und erhält
Verantwortung. Es ist wichtig für uns, dass das Trainerteam wächst,
sich weiterentwickelt und dafür sorgt, dass die Athleten vorne dabei
sind.“

Dementsprechend effektiv werde bei den Norwegern gearbeitet, so
Stöckl. Und das bei einem im Vergleich zu manch anderen Nationen
begrenztem Budget. Die pekuniären Mittel will der Coach aber nicht
zum Thema machen. “Es geht darum, aus dem, was man hat, das Beste
herauszuholen. Unsere Stärke ist, dass wir aus jeder Ressource und
Kompetenz das meiste herausholen. Wir sitzen die ganze Nacht und
überlegen, wie wir besser skispringen können.“

Dazwischengefunkt hat da in diesem Winter das Coronavirus. Auch
Lindvik war zumindest als Kontaktperson betroffen bzw.
eingeschränkt. Da all diese Hürden überwunden wurden, schätzt Stöckl
den Erfolg seines Schützlings noch höher ein. “Das Trainerteam, die
Betreuer, das Olympische Komitee hat da Unglaubliches geleistet mit
der Logistik und Athleten-Austausch, damit wir mit der ganzen
Mannschaft da stehen können.“ Und Lindvik zuoberst.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.