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Sturmtief "Ylenia" sorgt für Chaos in Deutschland

Orkantief Ylenia fegt seit den Morgenstunden über Sachsen hinweg und verursacht unzählige Feuerwehreinsätze.
Orkantief Ylenia fegt seit den Morgenstunden über Sachsen hinweg und verursacht unzählige Feuerwehreinsätze.imago images/Bernd März
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Flugausfälle, Unterbrechungen im Bahnverkehr und Stromausfälle legen weite Teile Deutschlands lahm. Im Norden fallen Fernzüge bis Mittag aus. Der Hamburger Fischmarkt wurde überflutet.

Gestrichene Flüge, stillgelegte Bahnverbindungen und Tausende Haushalte zwischenzeitlich ohne Strom: Das Sturmtief "Ylenia" hat in der Nacht auf Donnerstag Deutschland erreicht und für erhebliche Probleme in weiten Teilen des Landes gesorgt. In Hamburg wurde Donnerstagfrüh der Fischmarkt von einer Sturmflut überschwemmt. In der Nordhälfte Deutschlands wurde der Bahn-Fernverkehr bis zur Mittagszeit ausgesetzt. Zu Stromausfällen kam es vor allem in Bayern.

Bahnreisende im Norden sind wegen des aktuellen Sturms von massiven Einschränkungen betroffen. In weiten Teilen Deutschlands sei der Betrieb stark eingeschränkt, sagte ein Bahn-Sprecher in der Früh: "In der Nordhälfte verkehren bis in die Mittagsstunden keine Züge im Fernverkehr." Das betrifft Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg. Auch im Regionalverkehr komme es zu Zugausfällen und Verspätungen.

Mehrer Flugverbindungen ausgefallen

Einschränkungen wurden auch für den Flugverkehr gemeldet. Neben den 20 bereits angekündigten Annullierungen streicht die Lufthansa im Tagesverlauf allerdings vorerst keine weiteren Verbindungen. Dies sei noch immer Stand der Dinge, teilte ein Unternehmenssprecher Donnerstagfrüh mit. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sind nach Betreiberangaben Verbindungen mit Berlin, München und Hamburg betroffen. Am Flughafen Hamburg fallen rund ein Dutzend Flüge aus.

In der Hansestadt wurde am Morgen der Fischmarkt erneut überflutet. "Am Pegel St. Pauli wurde gegen 5 Uhr ein Wert von 1,98 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen", sagte ein Sprecher des Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. An der Nordseeküste spricht das BSH ab 1,5 Meter über MHW von einer Sturmflut. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 bzw. 3,5 Meter gesprochen. Der Hamburger Tierpark Hagenbeck bleibt wegen der Sturmgefahr am Donnerstag geschlossen.

An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gab es in einigen Orten eine Sturmflut - in Husum etwa wurde ein Pegelstand von 1,64 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen. An vielen anderen Pegeln blieben die Wasserstände allerdings unter dem Wert einer Sturmflut. Auch für das Mittags- beziehungsweise Nachmittagshochwasser am Donnerstag warnte das BSH vor erhöhten Wasserständen. Die Brücke von Stralsund auf die Ostseeinsel Rügen ist seit der Nacht geschlossen. Erst wenn sich die Wetterlage beruhigt habe, könne die Rügenbrücke wieder geöffnet werden, hieß es vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommerns.

Die Feuerwehren und Polizeileitstellen berichteten am frühen Morgen vielerorts von zahlreichen Einsätzen, größere Schäden blieben vorerst aber aus. Die Feuerwehr Berlin rief den Ausnahmezustand aus.

Corona-Teststation zerstört

Auch in Nordrhein-Westfalen hinterließ der Sturm Spuren. In Kleve am Niederrhein wurde das Zelt einer Corona-Teststation zerstört. In Wuppertal stürzte in der Nacht ein etwa 40 Meter hoher Baum auf die Schienen der Schwebebahn. Die Feuerwehr habe den Baum zersägt und weggeräumt, sagte ein Sprecher. In dem gesamten Bundesland wurde für Donnerstag außerdem der Schulunterricht abgesagt. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen Schülerinnen und Schüler wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben.

Besonders stürmisch war es in der Nacht auf dem exponiert liegenden Brocken im Harz. Dort wurden kurz nach Mitternacht in der Spitze Windgeschwindigkeiten von bis zu 156 km/h gemessen. Auch in anderen Teilen Deutschlands gab es in exponierten Lagen wie Bergspitzen zum Teil Orkanböen und orkanartige Böen.

Mindestens 10.000 von Stromausfällen betroffen

Auch in Bayern löste das Sturmtief viele Einsätze von Polizei und Feuerwehr aus. Der Freistaat blieb von größeren Schäden aber zunächst verschont, wie Polizeisprecher mitteilten. An einigen Orten fielen Bäume um. Viele davon stürzten auf Stromleitungen und sorgten dadurch für Stromausfälle. Alleine der größte Stromnetzbetreiber des Freistaats, Bayernwerk Netz, verzeichnete laut einem Sprecher 10.000 Betroffene. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor schweren Sturmböen in ganz Bayern.

Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief "Ylenia" laut DWD zwar langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief - "Zeynep" genannt - von den Britischen Inseln kommend erwartet. Laut DWD wird dann wahrscheinlich wieder vor allem die nördliche Hälfte Deutschlands betroffen sein.

Bereits Ende Jänner war das Sturmtief "Nadia" mit gefährlichen Böen über Nord- und Ostdeutschland gefegt und hatte Millionenschäden verursacht. Nach Ansicht des DWD-Meteorologen Andreas Friedrich sind die jetzigen Stürme, was die Windspitzen angeht, mit Tief "Nadia" vergleichbar. Die aktuelle Lage sei aus seiner Sicht allerdings brisanter, "weil wir eine Kette von Sturmtiefs haben".

(APA/dpa)

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