Welche Stücke sollte der Avantgarde-Skeptiker hören, um sich zu überzeugen, dass es auch gute Zwölftonmusik gibt? Ein Leitfaden.
Aufgeschlossene Musikfreunde, die es einmal probieren möchten, sollten dabei vorgehen wie bei einem Fernsehkrimi. Da stört ja die dissonanteste Musikuntermalung nicht, wenn der Mörder gerade mit gezücktem Messer anschleicht. Tatsächlich gibt es Musik, die sich schrecklichen Assoziationen verdankt. Deshalb ist der zweite Teil von Alban Bergs Violinkonzert von 1935 (Allegro – Adagio, meist Track 3 und 4 auf der CD) ein gutes Einstiegsbeispiel.
Man muss die Geschichte dazu kennen. Tatsächlich hat Berg dieses Konzert als ein tönendes Requiem für die im jugendlichen Alter verstorbene Tochter Alma Mahlers, Manon Gropius, komponiert. Der Allegro-Teil des Konzerts beginnt nun mit heftigen, grell dissonierenden Ausbrüchen, in denen die Musik ein tönendes Abbild der furchtbaren Leiden und schließlich des Todeskampfs des Mädchens malt.