Russlands Brutalität hat uns vor Augen geführt, dass die Existenz der EU auf dem Spiel steht. Es gibt keine andere Wahl, als jetzt zusammenzuhalten.
Das Tempo, mit dem sich das freie Europa verändert, ist schwindelerregend. Weichenstellungen, für die man einst Jahre benötigt hat, werden nun binnen weniger Stunden auf den Weg gebracht. Als es die EU geschafft hatte, inmitten der Coronapandemie ein gigantisches Finanzpaket innerhalb von zehn Wochen zu schnüren, dachten wir alle, dass damit das Brüsseler Geschwindigkeitslimit wohl erreicht sei. Am Wochenende wurden wir leider eines Besseren belehrt. Leider, weil der Auslöser des in der Einigungsgeschichte beispiellosen Reformeifers die unfassbare Brutalität ist, mit der Russland die Ukraine unter ihr Joch zwingen will. Und leider, weil der primäre Impuls für diesen Eifer eine Emotion ist, die vermutlich viele Menschen im Lauf der vergangenen Tage verspürt haben: nackte Angst.
Unter normalen Umständen kann man nur davon abraten, im verängstigten Zustand zu agieren. Doch dieses eine Mal war Angst der gute, einzig richtige Ratgeber. Sie hat die Union aus ihrem Dämmerschlaf gerissen. Sie hat uns spüren lassen, was auf dem Spiel steht – nämlich die Existenz der EU in ihrer jetzigen Form. Sie hilft, hinter die Nebelwand aus Lügen zu blicken, die Wladimir Putins Propagandisten und Apologeten aufgestellt haben. Und sie bringt uns dazu, uns zu wehren.