1,9 Milliarden Euro

Erste Group verdoppelt Gewinn - Bedenken an Richtlinien für Wohnkredite

Clemens Fabry
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Erste Group mit 1,9 Milliarden Euro Gewinn für 2021. Folgen des Ukraine-Kriegs sind noch schwer einzuschätzen. Erste-Chef Spalt gegen Ausschluss von Bevölkerungsgruppen von Wohnkrediten.

Die Erste Group hat ihren Gewinn für 2021 mehr als verdoppelt. Das Nettoergebnis liegt bei 1,92 Milliarden Euro, im Jahr 2020 lag der Gewinn mit einem Betrag in Höhe von 783,1 Millionen Euro erheblich darunter. Auftrieb für den Gewinn gab es vor allem aufgrund starken Kreditwachstums und niedrigerer Risikokosten.

Denn im Jahr 2020 wurden erhebliche Rückstellungen für Corona-Ausfälle gebildet, die aber aufgrund von guten Kundenperformances nicht in diesem Ausmaß benötigt wurden. Auch die Quote der Non-Performing Loans (NPL) lag 2021 auf einem historischen Tiefpunkt in Höhe von 2,4 Prozent. Vonseiten der Erste Group wird damit gerechnet, dass sich das voraussichtlich mit dem Auslaufen der Wirtschaftshilfen verändern wird, es werden aber keine beunruhigenden Auswüchse befürchtet.

Keine Töchter in Russland, Belarus und Ukraine

Die Erste Group betreibt keine Tochterbanken in der Ukraine, Russland oder Belarus, aber dennoch überschattet der Krieg auch alle Themen der Großbank. Die Bank selbst bekommt damit hauptsächlich das Leiden des Wirtschaftswachstum und der Inflation zu spüren. Wie groß die Auswirkungen aber tatsächlich sein werden, lasse sich jetzt noch nicht feststellen.

Bank-Chef Bernhard Spalt appelliert, nicht vorschnell markige Statements zu setzen, sondern die Situation lieber ruhig zu analysieren und dann zu versuchen, diese zu verbessern. Die Erste Group ist bereits mit Hilfsorganisationen in Kontakt, die Bank wolle helfen, wo es nötig sei.

Ziele unter Vorbehalt

Sämtliche Ziele für 2022 werden deshalb unter Vorbehalt ausgegeben, aber dennoch rechnet die Erste Group heuer mit einer guten Entwicklung, vor allem für ihre Kernmärkte in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien. Das Nettokreditwachstum soll im mittleren einstelligen Bereich liegen und der Provisionsüberschuss nach der starken Entwicklung im Vorjahr im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich wachsen.

2022 wird erneut eine zweistellige Eigenkapitalverzinsung angepeilt – 2021 lag sie bei 11,6 Prozent. Die NPL-Quote sollte niedrig und unter drei Prozent bleiben und die harte Eigenkapitalquote umso höher – Ende 2021 lag diese bei 14,5 Prozent. Außerdem wird das Mobile Banking „George“ auch für Firmenkunden eingeführt. Als Dividende für 2021 schlägt das Management 1,60 Euro je Papier vor. Auch das Betriebsergebnis stieg um 17,1 Prozent auf 3,44 Mrd. Euro und die Kostenquoten – das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen – verbesserte sich auf 55,6 Prozent.

Politik bei Wohnen gefordert

Ändern werden sich ab Juli die Vorgaben für Wohnbaukredite. Die strikteste Vorgabe ist dabei, dass der Eigenmittelanteil bei mindestens 20 Prozent liegen muss. Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek hält fest, dass bereits beobachtet wurde, dass nach Einführung einer solchen Regelung die Nachfrage nur kurzfristig eingebremst wurde.

Gemeinsam mit Spalt ist sie sich aber sicher, dass die Richtlinien so gesetzt werden müssen, dass sie niemanden ausschließen, denn Wohnraum müsse auch weiterhin für alle leistbar sein. Dabei sei aber auch die Politik gefordert, denn es solle nicht passieren, dass sich gewisse Bevölkerungsschichten keine erste eigene Wohnung leisten können, während sich andere bereits die vierte oder fünfte Immobilie anschaffen.

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