Roiss zu Abhängigkeit von Russland: "Da wurde kräftig lobbyiert"

Roiss 2015.
Roiss 2015.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Man hätte nicht so abhängig werden müssen vom russischen Gas, sagt Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss. Nun gebe es „längst auch kleine Austro-Oligarchen“.

Der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss teilt kräftig gegen "Putin-Versteher" hierzulande aus. Österreich und die OMV sei von einer Gruppe von Leuten gezielt in eine Abhängigkeit von Russland gelenkt worden. "Diese Leute haben ihre eigenen finanziellen Interessen über jede Moral gestellt", sagte der dem "profil". Die große Abhängigkeit vom russischen Gas, wie sie aktuell der Fall ist, hätte nicht sein müssen.

"Wir waren auch auf einem vielversprechenden Weg. 2012 hatten wir im Schwarzen Meer vor Rumänien den größten Gasfund in der Geschichte der OMV verzeichnet", führt er als Beispiel das Projekt "Neptun" an. "Meine Annahme war, dass wir mit Neptun künftig jährlich rund drei Milliarden Kubikmeter Gas nach Österreich liefern können. Das hätte etwa ein Drittel des Jahresbedarfs gedeckt", rechnet Roiss vor.

Doch es kam anders, wie er sagt. "Die OMV sollte Basis dafür sein, die wechselseitigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Russland zu vertiefen. Der OMV-Konzern sollte als eine Art Schrittmacher dienen. Da wurde kräftig lobbyiert", so Roiss.

Zuständig für den Staatsanteil von 31,5 Prozent an der OMV war die damalige Staatsholding ÖIAG (nun ÖBAG). Angesprochen auf den seinerzeitigen ÖIAG-Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Wolf mit besten Kontakten nach Russland, sagte Roiss zum "profil": "Erwarten Sie bitte von mir keinen Kommentar zu diesem Herrn." Das gleiche gelte auch für den russischen Staatschef Wladimir Putin.

Zu Schelling: Es zeigt sich „ein generelles Problem"

Eigentümervertreter für die Interessen Österreichs an dem Wiener Öl- und Chemiekonzern ist der jeweilige Finanzminister. Das war zwischen 2014 und Ende 2017 Hans Jörg Schelling (ÖVP), der laut "profil" nach seinem Ausscheiden aus der Politik einen Beratervertrag beim russischen Gaskonzern Gazprom hatte. Dazu Roiss: "Hier zeigt sich ein generelles Problem, das in den vergangenen fünf, sechs Jahren sichtbar wurde - die enge Verzahnung von Politik und Wirtschaft. Wir haben nun nicht mehr nur Oligarchen aus dem Osten, wir haben längst auch kleine Austro-Oligarchen."

Roiss stand von 2011 bis 2015 an der Spitze des teilstaatlichen, börsennotierten Konzerns, sein Abgang erfolgte nicht ganz freiwillig, mittlerweile investiert er in Start-ups.

(APA)

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