OMV-Chef Alfred Stern legt seien Plan für die Umwandlung der OMV vor.
Analyse

OMV: Eine Revolution in Zeitlupe

Raus aus Öl und Gas, aber erst in 30 Jahren. Milliardenausgaben, aber stagnierende Gewinne. Mit der neuen Strategie will es OMV-Chef Stern allen recht machen. Doch am Ende ist niemand so richtig zufrieden.

„Es ist ein schwieriger Moment, um die langfristige Strategie der OMV zu präsentieren“, sagt Alfred Stern. Zwar legte der OMV-Chef eben noch die beste Bilanz des Energiekonzerns vor, doch nur Tage später musste er die Kehrtwende in Russland vollführen und sich vom Kriegstreiber und treuen Geschäftspartner distanzieren. Für Sterns eigentliche Mission, den Öl- und Gaskonzern für das „grünere“ 21. Jahrhundert neu zu erfinden, blieb medial kaum Platz.

Kürzlich aber war es so weit. Alfred Stern legte seine Strategie für die Transformation der OMV in einen nachhaltigen Chemie- und Rohstoffkonzern vor.

Und der Vorstand hat sich alle Mühe gegeben, es möglichst vielen recht zu machen: Die OMV bekommt erstmals ein klares Ziel, wann das Unternehmen netto Null CO2 emittieren soll. Ebenso ist der Komplettausstieg aus fossilem Öl und Gas beschlossene Sache. Ein wenig Geduld ist allerdings nötig. Beide Ziele sollen erst 2050 umgesetzt werden. 2030 will der Konzern immerhin um 30 Prozent weniger konventionelle Treibstoffe und deutlich mehr Bio-Sprit verkaufen. Das Russland-Geschäft soll marginalisiert, Ölfelder sollen verkauft werden – und die Dividenden sollen dennoch jedes Jahr steigen. Wachstum verspricht sich der frühere Borealis-Chef vom noch jungen Kunststoff- und Chemiesektor im Unternehmen. All das wird garniert mit dem Versprechen, mehr Ökostrom zu kaufen, verstärkt zu recyceln, in Geothermie und CO2-Abscheidung zu investieren und ein Ladenetz für Elektroautos aufzubauen. An großen Überschriften mangelte es also nicht. Und dennoch war am Ende niemand so richtig zufrieden. Aber warum?

Umweltschützer kritisierten den zögerlichen Ausstieg aus dem fossilen Geschäft. Tatsächlich hatte Stern betont, das Engagement nur im Gleichschritt mit dem erwarteten Nachfragerückgang senken zu wollen. Um die Klimaziele von Paris zu ermöglichen, müsste sich die OMV aber mindestens doppelt so schnell aus Öl und Gas zurückziehen. Auch die Anleger waren von der Neuausrichtung wenig angetan. An der Wiener Börse verloren die Papiere des Konzerns trotz hoher Ölpreise und starker Bilanz bis zu 7,5 Prozent an Wert. Dabei präsentierte der OMV-Vorstand gar nichts Unerwartetes. Warum also konnte er nicht überzeugen?

OMV investiert in neue Gasfelder

Eine mögliche Antwort: Die OMV baut sich komplett um, aber eben in Zeitlupe, was die Umweltschützer ärgert. Dafür braucht das Unternehmen aber viel Geld, was wiederum die Anleger ärgert. 3,5 Milliarden Euro will das Unternehmen jedes Jahr bis 2030 investieren. 40 Prozent davon in grüne Projekte. Der Löwenanteil aber fließt vorerst weiter in fossile Plastikproduktion und in neue Gasfelder in Rumänien, Malaysien, Neuseeland und im Nahen Osten. 2026 soll das Pendel Richtung grüne Investitionen ausschlagen.

Unterm Strich soll dafür 2030 ein operatives Ergebnis vor Sondereffekten von rund sechs Milliarden Euro stehen. Das klassische Öl- und Gasgeschäft wird weniger dazu beitragen, als heute. Chemie und Kunststoffe mehr. Ein großes Wachstumsversprechen ist aber auch das nicht. Sechs Milliarden Euro verdiente die OMV bereits im letzten Jahr.

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