Fahrbericht

Aus dem Schlummer erwacht?

Zeitgemäßer Look und ebensolcher Antrieb: Nur als Hybrid zu haben, realisiert der Honda HR-V mühelos einen Verbrauch unter sechs Litern.
Zeitgemäßer Look und ebensolcher Antrieb: Nur als Hybrid zu haben, realisiert der Honda HR-V mühelos einen Verbrauch unter sechs Litern.Fabry
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Honda tat sich zuletzt schwer, den Publikumsgeschmack zu treffen. Findet der neue HR-V zurück ins Spiel?

Wien. Honda zählt zu den automobilen Riesen, ist verlässlich in den Top Ten der weltweit größten Autohersteller und hat im Vorjahr an die 4,5 Mio. Fahrzeuge abgesetzt. In Europa hält der Riese allerdings ein Schläfchen: Die Jahre, in denen Honda mehr als 300.000 Autos verkauft hat, liegen hier schon lang zurück. Die Zahlen sind mittlerweile ins Fünfstellige abgerutscht.
Man muss das nicht gleich mit dem für die Marke starken US-Markt vergleichen (2021: über 1,3 Mio.), um festzustellen: In unseren Breiten performt Honda fast wie eine Nischenmarke. Selbst wenn man der Marge den Vorzug vor dem Volumen gibt, kann das nicht erquickend sein. Ganz offensichtlich waren die europäischen Geschmäcker nicht prioritär für die Modellpolitik des Hauses.

Keine Continuity


Die gute Nachricht lautet, dass es den HR-V gibt, in aktueller, dritter Generation offenbar wieder mit den richtigen Zutaten für einen Erfolg ausgestattet. Mit seinem Vorgänger hat er den Radstand gemein, sonst nicht viel, und das ist kein Schaden.

So will man's haben: guter Mix aus digital und analog im Honda HR-V.
So will man's haben: guter Mix aus digital und analog im Honda HR-V.Fabry


Wie bei japanischen Herstellern üblich, nimmt man bei Modellwechseln wenig Rücksicht auf Continuity, wie Kinematografen die Kunst des Anschlusses nennen. So zeigt sich der HR-V II stilistisch so gut wie neu erfunden. Die wie Kirchenfenster wirkenden Rückleuchten des Vorgängers sind einer zeitgemäßen LED-Leuchtenleiste in Klarglas gewichen; eine saubere, in die Breite gezeichnete Fahrzeugfront mit dem obligaten schlitzförmigen LED-Ausguck komplettiert den frischen Auftritt, übersehen wir nicht die Verjüngung an der Flanke samt flotter roter Zierleiste. Ergibt: ein mehr elegant als robust wirkendes Kompakt-SUV. Es enttäuscht auch im Interieur nicht, dem man mehr als Kosmetik angedeihen ließ: Wir sehen das Musterbeispiel eines radikal aufgeräumten, dennoch wohnlichen Cockpits, in dem das Digitale nicht, wie es gern geschieht, übertrieben wurde. So gibt es weiterhin patente, sauber klickende Drehregler für alles das Klima Betreffende, und auch einen solchen für die Lautstärke, integriert in das Touchdisplay.

Schlaue „Magic Seats"

Eine Besonderheit des Honda ist ein sozusagen zweiter Laderaum hinter den Vordersitzen. Die Rücksitze sind als „Magic Seats“ ausgeführt und lassen sich wie im Kino hoch und aus dem weg klappen, der entsehende Stauraum ist groß genug, um Trümmer wie eine Waschmaschine aufzunehmen. Zu dem Zweck lassen sich die Türen auch zu 90 Grad öffnen, um den entsprechenden Zugang zu ermöglichen. Eine schlaue Sache.


Helle, freundliche Stoffe, im Griff sympathische Oberflächen, dazu eine ansehnliche Grafik des Bordsystems und der digitalen Instrumente – so holt sich der Honda Wohlwollen, bevor man noch den Startknopf gedrückt hat.


Was dieser nun sicher nicht erklingen lässt, ist das Brummen eines Dieselmotors, denn Selbstzünder sind bei der Marke längst aussortiert. Der einzig verfügbare Antrieb für den HR-V ist ein hybrider. Auch das ist nur zeitgemäß und hat bei Honda eine fast so lange Tradition wie bei Toyota.

Im Fond schlummert ein zweiter Kofferraum: Die Hintersitze, als "Magic Seats" ausgeführt, lassen sich wie im Kino hochklappen und geben viel Stauraum frei.
Im Fond schlummert ein zweiter Kofferraum: Die Hintersitze, als "Magic Seats" ausgeführt, lassen sich wie im Kino hochklappen und geben viel Stauraum frei. Fabry


Der Benziner ist ein 1,5-Liter-Vierzylinder, der im sparsamen, aber drehmomentschwachen Atkinson-Zyklus läuft, zur Kompensation gibt es ja einen Elektromotor, hier nominell sogar stärker als der Verbrenner. Das System stammt im Prinzip aus dem Jazz, ist im HR-V aber mit mehr Leistung ausgestattet, auch hat die Batterie mehr Kapazität, um längere rein elektrische Etappen zu ermöglichen. Startet man an einem kalten Tag, wummert trotzdem einmal der Benzinmotor los, um neben der Fahrbereitschaft auch genügend Energie für Heizung und Bordelektrik bereitzustellen. Das hätte man vielleicht einen Hauch besser akustisch dämpfen können, aber bevor es richtig lästig fällt (und man immer noch nicht losgefahren ist), erstirbt der Krawall, und die folgenden Gassen und Straßen werden rein elektrisch befahren. Einiger Aufwand wurde getrieben, um mit simulierten Schaltstufen das Heulen des CVT-Getriebes zu unterbinden (womit eigentlich die fallweise hohe Drehzahl des Verbrenners gemeint ist). Das ist gut gelungen, und auch sonst ist dies ein geschmeidiger und sparsamer Antrieb. Offener Wunsch: etwas mehr Feingefühl, wenn der automatische Abstandhalter das Fahrzeug zum Stillstand bringt. Das darf auch ohne unfreiwilliges Kopfnicken gehen.

Honda HR-V e:HEV

Maße: L/B/H: 4340/1866/1582 mm, Radstand: 2610 mm, Leergewicht: 1452 kg, Kofferraum: 319 bis 1305 Liter
Antrieb: Benzin-Hybridantrieb, R4-Zylinder-Otto, 1498 ccm, Leistung: max. 79 kW (107 PS) bei 6000 max. 131 Nm., E-Motor Leistung: max. 96 kW (131 PS), max. 253 Nm
0–100 km/h in 10,7 Sec., Vmax: 170 km/h, Vorderradantrieb, CVT-Automatikgetriebe (stufenlos), Testverbrauch: 5,8 l/100 km
Preis: ab 31.290 Euro

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