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Große Künstler im Palais

Zeitgenössische Kunst, 6. April, 15 Uhr, Hermann Nitsch, Schätzpreis: 50 000 – 100 000 Euro
Zeitgenössische Kunst, 6. April, 15 Uhr, Hermann Nitsch, Schätzpreis: 50 000 – 100 000 Euro(c) im Kinsky/Zierhofer Hubert
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Von 5. bis 6. April 2022 veranstaltet das Auktionshaus im Kinsky eine große Frühlingsautkion.

In der Sparte zeitgenössische Kunst hat das Auktionshaus im Kinsky österreichische Künstler von internationalem Renommee zu bieten. Dazu zählt etwa der 2012 verstorbene Franz West. Seine Collage mit dem Titel „Manhattan“ zeigt, wie sehr das Zusammensuchen und Kombinieren von unterschiedlichen Objekten und Materialien Teil seines Arbeitsprozesses war. Wests Collagen sind auf Karton gearbeitet, der mit Farbschichten bedeckt ist. Darauf sind meistens – wie auch hier – einsame Figuren zu sehen, die er oft aus Werbungen ausgeschnitten hat; immer wieder verwendete der Künstler auch Sujets aus pornografischen Magazinen. Gemeinsam ist Wests Protagonisten, dass sie fremd erscheinen – im wahrsten Sinne des Wortes herausgerissen aus ihrem Umfeld.

Die Collagen sind typisch für sein Werk – das Nutzen von alltäglichem Material, um die Beziehung zwischen Kunst und dem alltäglichen Leben zu erforschen. West revolutionierte das Spiel zwischen Verbergen und Aufdecken, zwischen Aktion und Reaktion. Vor allem ab den 1980er-Jahren ging es ihm darum, Kunst als etwas zu Gebrauchendes darzustellen, als ein Kommunikationsmittel. Diesen Gedanken schärfte er mit seinen Möbeln; die Besucher konnten durch einfaches Hinsetzen selbst Teil eines Kunstwerks werden.

Zeitgenössische Kunst, 6. April, 15 Uhr, Franz West, Schätzpreis: 20 000 – 40 000 Euro
Zeitgenössische Kunst, 6. April, 15 Uhr, Franz West, Schätzpreis: 20 000 – 40 000 Euro(c) im Kinsky/Zierhofer Hubert

Interaktion und Kommunikation entstanden aber noch auf einer weiteren Ebene: durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Dies wird besonders bei einem anderen Werk in der Auktion, dem „Clubfauteuil“ aus 2007, deutlich. Aus den anmontierten Lautsprechern ist die Musik von Philipp Quehenberger zu hören; diese entstand im Rahmen eines Live-Auftritts bei einer Ausstellung in der Beyeler Foundation 2009. So thematisiert West die mehrfache Interaktion zwischen dem Künstler, der künstlerischen Arbeit und ihrem Betrachter.

Weitere zeitgenössische Werke

Auch von Herrmann Nitsch hat das Kinsky eine Rarität im Angebot: Es ist ein „Schüttbild mit Malhemd“ aus 2011. Nitschs Schaffen hat stets das Gesamtkunstwerk im Blick, seine Kunst spricht alle fünf Sinne an und vereint Performance, Malerei, Zeichnung, Prints, Film, Fotografie und Musik. Exemplarisch dafür steht sein Orgien-Mysterien-Theater, das sich an archaische Fruchtbarkeits- und Opferkulte, Mysterienspiele und Weihezeremonien anlehnt. Das Mystische ist Nitsch stets wichtig; nach eigenen Aussagen wollte er als junger Mensch Kirchenmaler werden: Die Mystik aller Religionen interessierte ihn seit jeher. So sieht er auch seinen Malprozess als eine beinahe liturgische Handlung.

Das Schütten von Farbe auf Menschen und Leinwände, die Verwendung von Fleisch und anfangs auch Blut soll in Nitschs Sinn eine sinnliche, körperliche Erfahrung sein. Für seine Schüttbilder verwendet er aber nicht nur Leinwände, sondern auch Relikte aus seinen Aktionen – Priestergewänder, Werkzeuge und medizinische Instrumente, Tragbahren, blut- oder farbgetränkte Hemden und Kittel. Diese verarbeitet er – wie im vorliegenden Fall – zu Objekten weiter.

Sind seine ersten Arbeiten noch ausschließlich in der Farbe Rot gehalten – der Farbe für Leben und Tod – so kommen ab den 1990er-Jahren weitere Farben dazu. Heute verwendet Nitsch etwa Gelb, und die liturgischen Farben Violett, Blau, Grün und Weiß, wie in dem Malhemd im Kinsky gut zu sehen ist.

Das große Renommee des Künstlers hat nun auch zu seiner Aufnahme in eine internationale Galerie geführt: Seit Kurzem vertritt ihn die amerikanische Pace Gallery. Im Sommer plant Nitsch eine Aufführung des sechs Tage andauernden Orgien-Mysterien-Theaters in seinem Gut in Prinzendorf. Es soll nach eigener Aussage „das grösste und wichtigste fest der menschen werden (es ist ästhetisches ritual der existenzverherrlichung). es ist gleichzeitig volksfest und zu bewusstsein gebrachtes mysterium der existenz.“

Schätze der klassischen Moderne

Das Auktionshaus im Kinsky präsentiert in seiner Frühlingsauktion am 5. und 6. April 2022 eine besondere Seltenheit: eine Gruppe von sechs Gemälden von Anton Faistauer, die sich über Jahrzehnte in der Familie des Künstlers befanden und nie am Markt waren. Faistauer zählt neben Egon Schiele, Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den wichtigsten Protagonisten der modernen Malerei in Österreich. Die nun angebotenen Bilder decken jene Sujets ab, für die der Künstler besonders beliebt ist und beleuchten dessen unterschiedliche Schaffensperioden.

Dabei handelt es sich einmal um ein Portrait – Faistauer war ein gesuchter Portraitmaler, der neben prominenten Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal oder Kronprinz Rupprecht von Bayern auch gern Familienmitglieder darstellte. Im Kinsky kommt das „Damenbildnis“ der Schwester des Künstlers, Anna, unter den Hammer. Der 1887 in St. Martin bei Lofer geborene Faistauer stammte aus einer kinderreichen Familie, mit der nur ein Jahr jüngeren Anna verband ihn eine besondere Nähe. Er malte sie 1917/18, als er während des Weltkrieges in Maishofen lebte. Die Portraitierte erscheint nachdenklich und in sich gekehrt, Faistauer bedient sich einer expressiven Malweise und verwendet gedämpfte, warme Erdtöne. Dies war auch dem Einfluss von Paul Cézanne geschuldet, der Farbe und ihrer Wirkung große Bedeutung zumaß. Faistauer gelang so mit diesem Portrait eine Verbindung zwischen Moderne und Tradition; er fängt die Persönlichkeit der Schwester ein und setzt sie gleichzeitig künstlerisch um.

Klassische Moderne, 5. April, 15 Uhr, Anton Faistauer, Schätzpreis: 30 000 - 60 000 Euro
Klassische Moderne, 5. April, 15 Uhr, Anton Faistauer, Schätzpreis: 30 000 - 60 000 Euro(c) im Kinsky/Zierhofer Hubert

Weitere, wichtige Sujets waren für den Salzburger stets Stillleben. Auch hier ist der Einfluss der Malerei Paul Cézannes greifbar. Ähnlich wie in dem Portrait seiner Schwester, nutzt der Künstler eine abgedunkelte Farbpalette in samtigen Tönen; die roten Früchte setzen sich von der Obstschale und den Blättern ab. So wird das „Obst- und Blumenstillleben mit brauner Flasche“ zu einem stimmungsvollen Sujet in expressiver Manier. Das Bild ist mit einem für Faistauer wichtigen Datum versehen: dem 22. Jänner 1920, seinem Hochzeitstag mit seiner zweiten Frau Emilie.

Schließlich ist Faistauer auch für seine Landschaftsbilder besonders beliebt, was sich anhand des Bildes „Taormina“ gut illustrieren lässt. Aus 1929 und damit der letzten Schaffensperiode des Künstlers stammt dieses Ölbild, in dem er Sehenswürdigkeiten wie die barocke Kirche San Giuseppe und den Platz des 9. April davor darstellt. Hier kontrastieren die warmen Gelb- und Rottöne der Gebäude mit dem satten Himmelsblau. Die Malweise selbst ist spontan, skizzenhaft; einige Figuren beleben das Geschehen. Faistauer besuchte die Ostküste Siziliens auf seiner letzten Reise, er starb nur wenig später im Februar 1930 nach einer Magenoperation.

Die berühmte Tiermalerin

Eine wichtige Protagonistin der Klassischen Moderne in Österreich ist die 1891 geborene Grazerin Norbertine Bresslern-Roth. Sie, die sich auch selbst als Tiermalerin bezeichnet hat, beschäftigte sich Zeit ihres Lebens mit Tieren. Schon während ihres Studiums in Wien in den 1910er-Jahren trug sie ihrer Faszination Rechnung und war eine regelmäßige Besucherin des Zoos. Damals zählte der Tierpark Schönbrunn mit fast 3500 Tieren, darunter Elefanten, Nashörnern, Flusspferden, Tapiren, Giraffen und Robben sowie zahlreichen Großkatzen- und Bärenarten zu den schönsten Tiergärten der Welt. Bresslern-Roth machte sich mit den Bewegungen der Kreaturen vertraut und übertrug sie auf Zeichnungen und Aquarelle.

Klassische Moderne, 5. April, 15 Uhr Norbertine Bresslern-Roth, Schätzpreis: 70 000 – 140 000 Euro
Klassische Moderne, 5. April, 15 Uhr Norbertine Bresslern-Roth, Schätzpreis: 70 000 – 140 000 Euro(c) im Kinsky/Zierhofer Hubert

Gleichzeitig entwickelte sie ihren einzigartigen Malstil. Bereits in den 1920er-Jahren begann sie, als Untergrund grobe, grundierte Jute zu verwenden. Die Farbe tupfte sie mit einem Borstenpinsel bloß auf, so konnte Licht durch die Jute dringen und den flirrenden – wie weichgezeichneten – Effekt erzeugen, für den Bresslern-Roths Bilder so bekannt sind. Diese Malkunst, gepaart mit ihrer Liebe zu Tieren, tritt in Gemälden wie „Der Tiger“ deutlich hervor. Wunderbar hält die Künstlerin die Musterung des Fells, den kräftigen Körper und gespannten Blick fest.
(Alexandra Markl)

Information

Frühlingsauktion: 5. & 6. April
Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst

Besichtigung: 31. März. bis 6. April
Mo–Fr, 10–18 Uhr
Sa & So, 10–17 Uhr

Die ganze Auswahl an Exponaten finden Sie hier:
imkinsky.com/online-katalog


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