Leitartikel

Wenn Krieg zum Normalzustand wird, schwindet die Solidarität

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TOPSHOT-UKRAINE-RUSSIA-CONFLICTAPA/AFP/ARIS MESSINIS
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Unter einigen EU-Mitgliedstaaten stellt sich Sanktionsmüdigkeit ein, in der Bevölkerung wird das Grauen des Blutvergießens so gut es geht verdrängt.

Oft endet Solidarität dann, wenn der eigene Lebensbereich drastisch davon betroffen ist. Viele Menschen spenden gerade Lebensmittel und alte Kleidung für Flüchtlinge, doch nur wenige öffnen ihre Tür für die Menschen in Not, bieten ihnen eine Unterkunft auf unbestimmte Zeit. Eine Einteilung zu treffen in „gute“ und „weniger gute“ Solidarität wäre dennoch vermessen – und vor allem nicht zielführend. Wichtig ist, dass es sie gibt, dass das umfassende Gefühl, im Maß der eigenen Möglichkeiten helfen zu wollen, nicht nachlässt.

Jetzt, da der Krieg nach vier Wochen für das westliche Europa fast schon zum Normalzustand geworden ist, da sich Politik, Wirtschaft und Bevölkerung auf eine zeitlich nicht absehbare blutige Auseinandersetzung einstellen, droht jedoch genau das einzutreten. Das Interesse der Menschen schwindet, das Grauen des Kriegs in unmittelbarer Nachbarschaft wird – so gut es eben geht – verdrängt. Und es gibt tatsächlich erste Indizien, dass die Solidarität mit der Ukraine zu bröckeln droht – im Großen wie im Kleinen.

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