Nachruf

Madeleine Albright, die diplomatische „Naturgewalt“

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Madeleine Albright prägte als Außenministerin die Weltpolitik in der Clinton-Ära – und sah die Gefahr in Putin.

Als Madeleine Albright 2016, zwei Jahre nach der Annexion der Krim, der „Presse“ in Wien ein Interview gab, offenbarte sie wenn nicht hellseherische Fähigkeiten, so doch eine hellsichtige Analyse. Über Wladimir Putin sagte die frühere US-Außenministerin: „Er ist smart, aber ein wirklich böser Mensch. Ein KGB-Offizier, der Kontrolle ausüben will und glaubt, dass sich alle gegen Russland verschworen haben.“ Einer, der provoziere und sich dann beleidigt fühle. In Syrien habe er interveniert, um den russischen Einfluss im Nahen Osten zu stärken – und von der Ukraine abzulenken. Sie betonte: „Die USA haben kein Problem mit Russland – sofern es nicht andere Staaten okkupiert.“

Symbolpolitik mit Brosche

Selbst kaum über 1,50 Meter groß und ein Energiebündel, erinnerte sie sich in ihrem letzten Gastkommentar in der „New York Times“ einen Tag vor Kriegsbeginn an ihre erste Begegnung 2000 mit dem russischen Präsidenten. „Putin ist klein, blass und kalt, beinahe wie ein Reptil.“ Damals trug Bill Clintons Außenministerin eine Brosche mit den drei Affen, um auf das Stillschweigen des Westens im Tschetschenien-Krieg hinzuweisen. Wie sie überhaupt mit ihren Broschen Symbolpolitik betrieb, etwa mit einer Schlange gegenüber Saddam Hussein. Von Diktatoren und Despoten ließ sich die Diplomatin, bekannt für ihre robuste Sprache, ohnehin nicht einschüchtern.

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