Iris Ortner
Porträt

Iris Ortner: Im Team beraten – und entscheiden

„Ich habe Demut vor der Meinung anderer“, sagt Iris Ortner, operative Geschäftsführerin von IGO Industries. Da es Mut und Kraft brauche, Abweichendes zu artikulieren.

Es mache sie betroffen, was in der Ukraine geschehe, sagt Iris Ortner. Unvorstellbar sei das. Ihre Unternehmensgruppe IGO Industries, die in Polen eine Niederlassung betreibt, in der viele Ukrainer arbeiten, sei nur mittelbar von den Auswirkungen des Kriegs berührt. Der Krieg habe aber für die gesamte Branche Folgen, sagt sie, „weil Lieferketten gefährdet sind“. Das betreffe Stahl, Bleche, elektrische Bauteile. Dazu komme, dass Lieferanten „Preise oft nur noch für 24 Stunden garantieren“. Im Bau, wo von der Angebotslegung bis zur Beauftragung oft Monate vergehen, lässt das manche Investoren zögern.

In dieser unübersichtlichen Situation helfe „die Größe der Gruppe“ – zu IGO Industries, die sich als Technologieunternehmen, führend in der technischen Gebäudeausstattung und im industriellen Anlagenbau versteht, gehören Unternehmen in Österreich, Deutschland und Polen mit 3600 Mitarbeitenden. „Durch Informationsaustausch klüger zu sein“, heißt das Ziel. Daher stimme man sich noch enger mit Kunden und Lieferanten ab. Für sie heißt das: jetzt noch intensiver kommunizieren.

Dabei war ihr Kommunikation immer wichtig, sagt die 47-Jährige, besonders mit ihren in Bezug auf Alter, Ausbildung, Erfahrung und Geschlecht divers zusammengesetzten Teams. In denen ein Klima herrscht, in dem sich alle trauen dürfen, die eigene Meinung zu äußern. „Ich habe Demut vor dem Einsatz und der Meinung anderer“, sagt Ortner, die das Unternehmen in vierter Generation führt. Da sie weiß, dass es Mut und Kraft braucht, eine abweichende Meinung zu artikulieren. Das heißt für sie: „Im Team beraten, im Team entscheiden – so, dass alle dazu stehen können.“ Vielleicht dauert es so länger, Entscheidungen zu treffen, doch diese „Investition in die Zeit lohnt sich“.

Vertrauen und Respekt

Was es dafür braucht, ist Vertrauen, Respekt ebenso. Der ist ein Grund dafür, dass sie im Unternehmen alle Mitarbeitenden siezt. Eine Gepflogenheit, die ihr Vater Klaus, seit 53 Jahren im Unternehmen und heute in den Geschäftsführungsbereichen Strategie und Akquise tätig, eingeführt hat. „,Sie Esel‘ zu sagen falle schwerer als ,Du Esel‘“. Das Du gaukle Nähe vor, das Sie gebe Respektabstand in beide Richtungen, „erlaubt andere Perspektive und trotzdem sehr persönliche Beziehungen“.

Iris Ortner - Baustelle Wien Museum
Iris Ortner - Baustelle Wien Museum(c) Schuster

Als sie 1997 erstmals ins Unternehmen einstieg, war es für sie nichts Fremdes. Sie kannte die Personen, die Baustellen und die Kultur. Ihr erstes Projekt unmittelbar nach dem Maschinenbaustudium an der ETH Zürich führte sie nach Polen, wo sie als 23-Jährige das Geschäft aufbaute. Dort erlebte sie auch viel mehr Frauen auf den Baustellen und als Ingenieurinnen in der Haustechnik als in Österreich. Da das Feld dort zur Umwelttechnik und nicht wie hier zum Maschinenbau zählt. Zudem unterschätze man bei uns die kommunikative Komponente der technischen Berufe, sagt sie. „Es braucht Vorbilder, dann fällt eine große Hürde weg.“

Um sich wirtschaftlich weiterzubilden, stieg sie aus dem Unternehmen aus, machte einen MBA, tauchte für ein Jahr in die Beratungswelt von Siemens ein, um andere Unternehmen kennenzulernen und um eine Entscheidung zu treffen: für das Unternehmen der Familie arbeiten zu wollen.

Mehrfach eine Familiensache

Seit sie 2013 die Unternehmensgruppe, in der auch ihre Schwester Nina arbeitet, operativ führt, wurde sie gelegentlich als „Thronfolgerin“ tituliert. Ein Begriff, der bei ihr ambivalente Gefühle auslöst. „Ich verstehe mich als Teil des Teams, ich brauche und habe keinen Thron“, sagt sie, „und ich bin längst mittendrin.“ Sie kann dem Begriff aber auch etwas abgewinnen: „Ich habe mir und den Mitarbeitenden zugesagt, die Aufgabe zu übernehmen. Das ist ja auch ein Zeichen dafür, dass wir langfristig denken und handeln.“

In diesem Sinn sei sie gern Nachfolgerin im Familienunternehmen, das seinerseits viele Familien beschäftigt, weil Mitarbeitende ihren Familienmitgliedern Jobs empfehlen.

Zur Person

Iris Ortner (47) studierte an der ETH Zürich und an der Wirtschaftshochschule Insead. 2013 übernahm sie von ihrem Vater, Klaus Ortner, die operative Geschäftsführung der Unternehmensgruppe IGO Industries, zu der Tochterunternehmen wie Ortner, Babak, Bacon oder Elin zählen und die Anteile u. a. an der Porr und Ubm Development hält. Ortner, die als 23-Jährige das IGO-Geschäft in Polen aufbaute und später für Siemens tätig war, sitzt in einigen Bei- und Aufsichtsräten (u. a. Porr, Öbag).

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