Wie fühlt es sich an, die eigenen Worte auf den Körpern anderer tätowiert zu wissen? Poetry-Slammerin Julia Engelmann im Gespräch.
Rund sechs Minuten machten Julia Engelmann über Nacht berühmt. Sechs Minuten, in denen sie von „Dopamin-Vergeuden“ sprach, von „Mut als Anagramm von Glück“, von einem Leben, das man bewusst wählt und von Geschichten, die man im Alter gern erzählen wird.
Als Julia Engelmann im Mai 2013 nach einem Auftritt beim „Hörsaal-Slam“ an der deutschen Uni Bielefeld mit dem vorletzten Platz in der Tasche nach Hause fuhr, wusste sie noch nicht, welches Echo ihre Worte noch auslösen sollten. Rund ein halbes Jahr später entdeckten immer mehr Menschen das Video von besagtem Auftritt auf Youtube. Heute haben es beinahe 14 Millionen gesehen.
Und heute kann die Bremerin von ihren Gedichten leben, wird als „Stimme ihrer Generation“ gefeiert. Sie schreibt Lieder, geht auf Touren, gibt Lyrikbände heraus, illustriert sie selbst. Mit ihren Texten scheint sie einen Nerv zu treffen. Menschen, jung wie alt, lassen sich ihre Zeilen auf die Haut tätowieren, geben sie auf Hochzeiten wieder oder auch in Trauerreden.